Berlinale 2013: Die Filmtipps der Redaktion
Die Zahlen der Berlinale sind jedes Jahr aufs Neue beeindruckend: Allein 2013 werden 400 Filme gezeigt. Mal abgesehen vom Wettbewerb mit seinen 19 Beiträgen fällt da selbst eingefleischten Filmenthusiasten der Durchblick nicht leicht. Wir bringen ein wenig Licht ins Dickicht und haben unsere Autoren gebeten, ein paar Empfehlungen auszuprechen.
„Sieniawka“ von Marcin Malaszczak – Forum
„Sieniawka“ beginnt mit scheinbar losen Assoziationen: Eine in Decken gewickelte Leiche, die in ein Haus getragen wird, ein Kohletagebau und ein Mann in Kosmonautenkostümierung/Power Rangers-Ensemble. Äußerst seltsam. Dann befindet man sich unverhofft in einer polnischen Anstalt, inmitten ältlicher Männer. Hier passiert eigentlich nicht viel. Die Kamera begleitet die Männer, mal gemeinsam, dann in Grüppchen bei ihrem Alltag – tanzend zu trashigen Techno, rauchend im Fensterzimmer, beim Grillen von Würstchen im Park, Streifzüge durch das Gelände machend. Letzteres ist bemerkenswert, handelt es sich doch um eine Subanlage eines ehemaligen Arbeitslagers der Nazis. „Sieniawka“ ist ein ruhiger Berlinale-Beitrag, der durch gewisse Längen und einige Randnotizen zum Unkonventiellen, ja, Verrückten und scheinbar Anormalen wohl nicht unbedingt auf den größten Beifall hoffen darf. Termine: So 10.02. 19:00, CineStar 8 (E); Mi 13.02. 22:00, CinemaxX 4 (E); Fr 15.02. 18:30, Delphi Filmpalast (E); So 17.02. 14:30, Kino Arsenal 1 (E)
„Gut Renovation“ von Su Friedrich – Panorama Dokumente
Su Friedrich ist wütend. Die Künstlerin begleitet mit ihrer Dokumentation „Gut Renovation“ die Gentrifizierung des New Yorker Stadtteils Williamsburg ab 2005. Vom Fensterbrett der alten Industrieetage, in der sie seit 1989 mit Freundinnen wohnt und arbeitet, wirft sie ihren wütenden Blick auf die Bauspekulanten und neuen Bewohner, die mit dicken Autos und keuchenden Möpsen in dem ehemaligen Brooklyner Arbeiterviertel einmarschieren. „Verliebe dich nicht in Gebäude“, hat jemand auf eine Häuserwand gekrickelt. „Sie werden dir das Herz brechen.“ Friedrichs Doku ist der verzweifelte Aufschrei eines solchen gebrochenen Herzens. Termine: Di 12.02. 17:30, Cubix 7; Mi 13.02. 17:00, CineStar 7; Do 14.02. 22:30, CineStar 7; Fr 15.02. 15:30, Colosseum 1
„Baek Ya“ von LeeSong Hee-il – Panorama
Bei „Baek Ya“ (Panorama) handelt es sich um eine extrem sinnlich eingefangene Geschichte, in deren Zentrum der Flugbegleiter Won-Gyu steht. Für eine Nacht kehrt dieser in seine Heimatstadt Seoul zurück (an die er nicht die besten Erinnerungen hat) und verabredet sich umgehend mit einer Online-Bekanntschaft. Zwei Welten prallen aufeinander.“Baek Ya“ beobachtet die Begegnung jener zwei Männer. Wie sie über Stunden umeinander kreisen, mal schüchtern, dann fordernd, gleichsam wütend, sehnsüchtig und verletzlich. Ein relativ kurzer Film, der durch seine Oberflächenbedachtheit, wunderbare Großaufnahmen und nicht zuletzt „On the Nature of Daylight“ von Max Richter einen doch ein bisschen tiefer in den Kinosessel zu drücken vermag. Termine: So 10.02. 22:30, Colosseum 1 (E); Mi 13.02. 21:30, CinemaxX 7 (E); Do 14.02. 22:45, CineStar 3 (E); Fr 15.02. 20:15, Cubix 8 (E); Fr 15.02. 20:15, Cubix 7 (E)