Rückblick auf die transmediale 2013

Festivalbericht 2013 - Die Leinwand als Kunsthalle


Zurück zu Smiths Feststellung zur Zeit und ihrer immanenten Veränderung – dass unsere Gesellschaft genau dieser unablässig unterliegt, wurde vielleicht in keinem Screening so deutlich wie in „Toute la mémoire du monde„. Das titelgebende Essay von Alain Resnais aus dem Jahre 1956 verdeutlicht dies in Resnais-typischer feinen und eindrucksvollen Bildsprache. Mit viel Pathos dokumentiert der Film die Organisation der Bibliothèque nationale de France – die einst größte Bibliothek der Welt. Durchaus musealen Wert ist auch den beiden Werken „Wandering from Munich to Berlin – München-Berlin-Wanderung“ (Oskar Fischinger, Deutschland 1927) und „Crossing the Great Sagrada“ (Adrian Brunel, Großbritannien 1924) zuzuschreiben. Während ersteres durch eine aneinandergereihte Folge von Fotografien den mehrere hundert Kilometer langen Marsch zwischen zwei Städten festhält – und nebenbei Gesichter, Stadtkerne und Wolkenformationen einfängt, ist Brunels Found-Footage-Film auf gleich mehreren Ebenen amüsant antiquiert.

Vom Stil ganz zu schweigen, wir befinden uns ja schließlich noch immer in den 20er Jahren, überrumpelt „Crossing the Great Sagrada“ aus heutiger Perspektive ganz wunderbar mit Rassismus, Exotismus und kolonialistischen Tendenzen. Den Gipfel dieses Blocks bildete unbestritten „The Woolworth Choir of 1979“ (Großbritannien 2012) von Elizabeth Price, die mit jenem Glanzstück an Assoziation (von sakraler Architektur und Symboliken über die Shangri-Las hin zu einem Kaufhausbrand in Manchester) wohl zu Recht mit dem Turner Prize beehrt wurde. Und da ist es wieder, das ewig sprießende Gewächs aus Verknüpfungen, da ist die Geschichte und letztlich auch Marcel Schwierin, der in seinen transmediale-Programmen genau dies alles zu transportieren sucht. Und ein flackernder Streifzug wurde dem Besucher auch in diesem Jahr beschert. Was davon hängen bleibt und was nicht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Manchmal ist das ja durchaus überraschend.

Carolin Weidner

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