Filmtipps für achtung berlin 2013

Acht achtung-Filme, die jeder sehen sollte!


Szene aus "Dragan Wende - West Berlin": Ein König ohne Königreich.

Szene aus "Dragan Wende - West Berlin": Ein König ohne Königreich.

Im Wettbewerb ‚Made in Berlin-Brandenburg‘ – Bester Dokumentarfilm laufen…

Alleine tanzen“ von Biene Pilavci
Gewalt, körperlicher und seelischer Art, gehört zum Alltag von der jungen Biene Pilavci. Mit gerade einmal zwölf Jahren nimmt sie deshalb Reißaus und tauscht ihre türkische Großfamilie gegen ein katholisches Kinderheim. Als Jahre später die Familie für eine Hochzeit zusammenkommen soll, nimmt Pilavci dies als Anlass, eine Dokumentation über ihre kaputte Familie zu drehen. Schockierend und schonungslos. Untermalt mit aus dem Off eingesprochenen Tagebucheinträgen und den ersten zaghaften Filmaufnahmen der jungen Pilavci, kurz bevor sie ihre Familie verlässt. Sätze wie „Blaue Flecken sind Liebesflecken“, „ihr wart uns keine guten Kinder“ und die wiederholte Beteuerung ihres Bruders Ali, dass er es bereut, die Mutter nicht umgebracht zu haben, lassen dem Zuschauer kalte Schauer über den Rücken laufen. Und doch spürt man in jeder Szene den sehnsuchtsvollen Wunsch der Filmemacherin, das Gute aus ihren Eltern und Geschwistern hervorzuholen und doch noch ein bisschen Kraft aus ihrer Familie zu schöpfen. VM

Dragan Wende – West Berlin“ von Dragan von Petrovic und Lena Müller
Dragan von Petrovic und Lena Müller lassen in ihrer Tragikomödie „Dragan Wende“ (hier die ausführliche Kritik) mit schnell geschnittenen Rückblenden ein funkelndes West-Berlin auferstehen. Sie erzählen die Lebensgeschichte des gescheiterten Pimps Dragan, des Onkels von Kameramann Muk, der die faszinierenden Bilder liefert, wie beide ihren alten Glanz verloren, als Berlin sich wiedervereinigte. Der Ganove Dragan Wende ist das menschgewordene West-Berlin, das in Erinnerungen funkelt, aber in der Gegenwart verblasst. Ein König ohne Reich bleibt zurück – und eine Doku wie ein Mahnmal. DD

Alles was wir wollen“ von Beatrice Möller
„Wir können alles machen, was wir wollen – was will ich?“ bringt es Marie-Sarah auf den Punkt. Die Schauspielerin ist eine von drei Frauen um die 30, die Beatrice Möller in ihrer Dokumentation portraitiert. Damit fängt sie das Lebensgefühl einer ganzen Generation von Um-die-30-Frauen ein. Berufliche Erfüllung, Familienplanung, Gesundheit, Freiheit, Unabhängigkeit, Glück – in diesem Alter scheinen Frauen quasi über Nacht zur Auseinandersetzung mit den ganz großen Themen gezwungen. Und haben dabei so viele Möglichkeiten, dass sie mit konsequenten Entscheidungen überfordert sind. Die Sehnsucht, lange jung und unabhängig zu bleiben, gleichzeitig aber dem Leben eine Richtung geben, etwas aufweisen können. Im Auto, in der U-Bahn, im Park und immer wieder auch im Gespräch mit ihren Müttern, bei denen alles etwas anders war, entsteht ein unaufgeregtes Bild, in dem sich viele Frauen um die 30 auf unterschiedlichste Weise wieder erkennen werden. Dass sich bei Sarah-Marie, Claudia und Mona während der Doku entscheidende Dinge verändern, teils aus eigenem Antrieb, teils wegen äußerer Umstände, lässt die Zuschauer mit dem Gefühl zurück, dass man um einige Entscheidungen einfach nicht herumkommt – und dazu den eigenen Einfluss bestmöglich nutzen sollte. VM

Die Filmtipps zu achtung berlin kommen von Verena Manhart (VM), Martin Daßinnies (MD) und Denis Demmerle (DD).
achtung berlin, 17. bis 24. April 2013, Programm unter achtungberlin.de

1 2 3