Interview mit “Kaptn Oskar”-Regisseur Tom Lass

Die Suche nach Bildern in der Stadt


Masha schätzt den Sex mit älteren Herren und die Kuscheleinheiten mit Oskar.

Masha schätzt den Sex mit älteren Herren und die Kuscheleinheiten mit Oskar.

Dein Name steht letztlich dennoch als Marke auf dem Film. Was wiederum eine Hierarchie vorgibt.
Klar. Am Ende habe ich die meiste Zeit investiert. Ich habe Regie geführt und geschnitten. Dennoch ist der Film, so wie er ist, abhängig von meinen Einflüssen. Dass man ihn letztlich mit mir verbindet, liegt in der Sache der Dinge.

Daher Dein Rückgriff auf das Schnittpublikum?
Absolut. Während der Dreharbeiten passiert sehr viel, mit dem ich nicht immer etwas zu tun habe. In der Improvisation tauchen Ideen auf, manchmal vor, manchmal während dem Take und manchmal wussten wir auch gar nichts von der Idee und ich hatte sie erst im Schnitt, weil wir etwas bestimmtes vor Ort überhaupt nicht gesehen haben. Die beste Idee ist sowieso die, derer man sich erst bewusst ist, nachdem man sie umgesetzt hat. Man muss das aber auch nicht so ernst nehmen. Ich wusste nichts von der Mumblecore-Bewegung in den USA. Auf die wurde ich erst aufmerksam, weil uns, ich schließe mal die Arbeit von Axel Ranisch, Aron Lehmann und meinem Bruder Jakob mit ein, die Leute damit verglichen haben. Ich habe davor keinen einzigen dieser Filme gesehen. Es entstehen letztlich auf der Welt immer ähnliche Gedanken. Manchmal sucht das Publikum dann eine Figur, der sie diese zuschreiben kann.

Wo fängt Dein Film an? Bei einer Grundidee?
Oft ist es ein Umstand. Bei „Papa Gold“ war es Peter Trabner, der etwas gedreht haben wollte und ich dann überlegt habe, was er spielen könnte. Bei „Kaptn Oskar“ war es Amelie Kiefer, die unbedingt in einem meiner Filme mitspielen wollte. Wenn die Besetzung der Hauptrollen steht, ist der nächste Schritt die Suche nach einem Hauptmotiv. Mit diesen Vorgaben schreibe ich dann eine Skizze für die Ausgangssituation, woraus sich letztendlich eine halbe Seite ergab. An die wir uns dann überhaupt nicht gehalten haben.

Tom Lass und Emily Kuhnke in "Papa Gold"

Tom Lass und Emily Kuhnke in "Papa Gold"

Arbeiten mit geringen Budgets, ohne Drehbuch und Staffage. Verbirgt sich dahinter eine dogmatische Grundhaltung?
Nein. Den nächsten Film muss ich finanzieren. Ich habe jetzt zwei No-Budget-Filme gemacht. Aber diese Art des Produzierens ist oft eine Selbstausbeutung und eine Ausbeutung anderer. Für eine öffentliche Finanzierung muss ich, ich sage mal, geordneter arbeiten. Mit einer halbe Seite finanziert dir in Deutschland zur Zeit niemand einen Film. Für „Papa Gold“ oder „Kaptn Oskar“ hätte es darum niemals eine Finanzierung gegeben. Bei der Improvisation geht es darum, vorher nicht zu wissen, was passieren wird. Da bekommen viele Förderer erstmal Angstzustände. Bei meinem ersten Film habe ich das Risiko ganz alleine getragen. Wir konnten also scheitern und es hätte niemanden interessiert.

Du bist Regisseur, Autor, Schauspieler und nicht zuletzt Produzent, der die finanziellen Mittel, die es ja immer braucht, beschafft…
Filmemacher trifft es wohl am ehesten. Ich liebe die Schauspielerei und der Schritt hin zum Regisseur, davon habe ich lange geträumt und mich auch lange nicht getraut. Als Schauspieler hat man den Vorteil, sich um nichts weiter kümmern zu müssen als um seine Rolle. Für die nächsten Projekte möchte ich aber mehr Leute haben, Aufgaben abgeben, vor allem den logistischen Teil.

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