Zurückgespult #3: Filmförderung

Haste mal 'ne Million?


Schauspieler Zack Braff wirbt auf Kickstarter um Geld für sein neues Filmprojekt.

Schauspieler Zack Braff wirbt auf Kickstarter um Geld für sein neues Filmprojekt.

An dieser wenig erheiterten Stelle kann man getrost laut „Cut“ sagen und eine ganz andere Szene einblenden: Das Crowdfunding-Video des amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Zach Braff („Scrubs„, „Garden State„) . Ach, wie wohltuend humorvoll ist dieser dreiminütige Werbespot im Vergleich zum schnöden Zahlengewitter der deutschen Filmpolitik. Zach Braff wirbt auf Amerikas größter Crowdfundingplattform Kickstarter für seinen neuen Film „Wish I was here“ – und bekommt von den 40.000 Unterstützern mehr als drei Millionen Dollar für seine nächste Kinoproduktion. So wie Zach Braff haben es schon einige probiert, auch auf deutschen Crowdfundingplattformen wie Startnext oder Inkubato. Die Dokumentation über die Bar 25 ist ein Beispiel, Christoph Maria Herbst finanzierte seinen Kinofilm ebenfalls auf diese Weise – zum Teil. Denn für Projekte, die sich über der No- beziehungsweise Low-Budget-Grenze bewegen, reichen die Summen leider nicht ganz, die man im Schnitt durch Crowfunding, äh, zusammenschnorrt?

Die Debatte über die „pledges“, wie sie im Englischen heißen, also die „Spenden“, ist auch in Amerika neu entbrannt. Kritiker monieren, dass Hollywood die Spendenfreudigkeit der Fans ausnutzt. Befürworter halten dagegen, dass Filmemacher ihre Filme mit dem Geld aus dem Crowdfunding so einsetzen können, wie sie es möchten, ohne dass ihnen die Studiobosse oder Produzenten im Nacken sitzen. Braff etwa sagt ganz offen, dass er den Film auch anders hätte finanzieren können, ein Teil des Geldes kommt auch weiterhin von einem Investor. Crowdfunding kann also nur eine Zusatzfinanzierung für ein Projekt bedeuten, dass durchschnittlich mehrere Millionen schwer ist. Dass die Amerikaner – für die öffentliche Kulturförderung größtenteils noch ein Fremdwort ist – sich andere Wege überlegen, um ihre Projekte zu finanzieren, ist lobenswert. Aber kann dieses Modell auch für den europäischen Markt zu einem sicheren Finanzierungsbaustein werden?

Die Frage bleibt offen, auch weil sich ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt bewiesenermaßen zu nahezu 50 Prozent aus Freunden und Freunden von Freunden speist. Oder eben aus einer treuen Fangemeinde, die sich gerne so nah wie möglich an ihrem Star bewegt. Dieser Starkult ist den Europäern immer noch suspekt. Dann bitte doch lieber am Rockzipfel der Fernsehsender hängen bleiben, da weiß man, was man hat. Auch wenn sich die „Unterstützung“ durch einen begeisterten Fan vermutlich wesentlich zuträglicher auf das Endprodukt auswirken würde als die eines mäkeligen Redakteurs, der den Film nach der vierten Abnahme insgeheim schon auf den Sendeplatz zur vorgerückten Stunde gestellt hat.

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