Aron Lehmann über seinen Film „Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“

"Mangel schafft Kreativität"


Was hat Dich an diesem deutschen Don Quijote interessiert?
Ich wollte einen Historienfilm machen. Mir viel Kleists Novelle in die Hände, ich schlug das Buch auf und nach der ersten Seite war klar: Kohlhaas ist wie mein Regisseur Lehmann.

Lässt sich die Motivation der Figur des Kohlhaas mit Deiner vergleichen? Dort wo sie um Gerechtigkeit kämpft, unabhängig vom Ausgang, musstest Du Dich mit festem Willen für Dein Projekt einsetzen.
Absolut. Alles was schief lief an diesem Film, habe ich als weitere Motivation gesehen, ihn zu machen. Die Finanzierung war wirklich eine Plage. Oder um es anders zu formulieren: Ab einem gewissen Punkt kann man einen Film mit so einem Inhalt auch nicht mit einem Millionenbudget machen und behaupten, man hat in einem Wirtshaus auf einem Matratzenlager geschlafen. Also alles was schief lief, das verlangte irgendwie auch das Buch von mir. Getreu dem Motto: Die Geister, die ich rief. Es gab wirklich absurde Sachen, die bis in die Postproduktion hineinreichten und die ich im Film gar nicht mehr verarbeiten konnte. So wollten wir eigentlich das Babelsberger Filmorchester für die Filmmusik engagieren. Ich wollte für die Schlusssequenz einen großen, epochalen Sound. Wir mussten dann aber einen anderen Weg finden. Mein Filmmusiker Boris hat letztlich jedes Cello und jede Geige einzeln eingespielt. Wir standen mit drei Posaunen im Keller, um ein imposantes Bläsergefühl hinzubekommen. Für die historische Saitenmusik konnten wir aber die Frauenhofer Saitenmusik gewinnen, eine traditionsreiches Saiteninstrument-Ensemble aus Bayern.

Bei Michael Kohlhass geht es um Recht um des Rechts willen. Wenn man einen Film dreht, der wenig Budget besitzt und Schauspieler ohne Gagen arbeiten, ist das gleichzusetzen mit einer Form von Kunst um der Kunst willen?

Nein. Kohlhaas interessierte mich, weil er Prinzipien hat. Er hat eine bestimmte Vorstellung von der Welt. Er erkennt aber, dass sie nicht so ist, wie er sie denkt und erhebt sich daraufhin. Das habe ich für meinen Regisseur Lehmann genutzt.

Was sagt der Regisseur Lehmann über Dich als Aron Lehmann?
Lehmann heisst so, weil ich eine dokumentarische Ebene haben wollte. Da lag der Gedanke sehr nahe, die Figur nach mir selbst zu benennen, um Realismus zu behaupten. Aber was sagt Lehmann über mich? Es gibt durchaus Leute, die mich in Roberts Darstellung wiedererkennen. Aber es war nicht mein Ziel, mich als Regisseur zu imitieren.

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