Festivalbericht von der 10. Jubiläumsausgabe von achtung berlin
Wenn der Filmvorführer den Trailer erzählt
Eben das trifft auf „Schwarzer Panther“ von Samuel Perriard noch mehr zu. Mit weniger als 20.000 Euro finanzierte der dffb-Student seinen Abschlussfilm ausschließlich aus Geldern der Hochschule und abgeschieden in einer kleinen Hütte in der Schweiz. In Perriards Drama begegnen sich dort seine beiden zentralen Figuren, die Geschwister Emilie und Jakob (gespielt von Luis Singer, hier unser Interview mit ihm) wieder, um das Ferienhaus der verstorbenen Eltern verkaufsfertig zu machen. Während Emilie sich seit dem Tod der Eltern um deren Firma kümmert, zog es Jakob als Profi-Skater in die Welt hinaus. Doch nicht die unterschiedlichen Lebensentwürfe stehen zwischen den beiden. Langsam offenbart sich deren tragische Verbindung, die eine Liebesgeschichte ist, die nicht sein darf: Denn Inzest ist illegal. Im Anschluss an das bewegende Drama berichtet Hauptdarstellerin Lucy Wirth davon, dass Regisseur Perriard die Idee zum Film kam, als in der Schweiz vor einigen Jahren ein Gesetzentwurf vorgelegt wurde, der Inzucht legalisieren sollte.
Weiterlesen: Unsere Kritik „Verbotene Liebe vor zerklüfteter Berglandschaft“ zu „Schwarzer Panther„.
Ambitionierte Werke wie diese stehen für einen starken Jubiläumsjahrgang des erwachsenen, aber nicht gealterten Filmfests, das schon vor den letzten Screenings stolz einen neuen Besucherrekord vermeldete. Den new berlin film award, den Hauptpreis (vergeben wurden Auszeichnungen in insgesamt zwölf Kategorien), sicherte sich Regisseur Fabian Möhrke (hier unser Interview) mit „Millionen„. Die Juroren Edward Berger (Regisseur vom Berlinale-Film „Jack„), Filmproduzent Martin Heisler und Schauspielerin Franziska Petri entschieden sich einstimmig, weil sie „sofort gefangen waren, von seinen starken, ungewöhnlichen, noch weitgehend unentdeckten Schauspielern und der immer wieder überraschenden filmischen Erzählweise, die durch Weglassungen und Reduktion sich ganz auf den Kampf seiner Hauptfigur konzentriert und so eine reife und sichere Handschrift offenbart“, wie sie in ihrer Begründung (hier alle Laudationen) wissen ließen. Ein Hauptgewinn für den Film, der mit einem Lotto-Millionär mitfühlt – das passt doch.
Text: Denis Demmerle