BFF On The Road: BFI London Film Festival 2014
Frittier- und Ketchupgeruch gegen passive Aggressivität
Am Londoner British Film Institute (BFI) in der Southbank, das Herz der Festivalkoordination und Filmförderung von Großbritannien, ist nichts anders als sonst. Auch am Leicester Square im West End, wo die Kinodichte am höchsten ist, herrscht keine Festivalstimmung. Wenn die paar Plakate am Odeon und Vue Cinema nicht wären, würde man gar nicht mitbekommen, dass ein Filmfestival stattfindet. Auch der rote Teppich vor dem Odeon ist nicht lang. „Reasonable length“ wie der bescheidene Brite sagen würde. Das London Film Festival ist eine Mischung zwischen Indie-Filmfest und Glamour Gala – wobei selbst der Glamour zurückhaltend bleibt. Anders als die Berlinale, nimmt das London Film Fest nicht die Stadt in Anspruch bzw. erweckt den Anschein als ob.
Das Festival muss sich nicht mehr aufbrausen, nichts mehr beweisen. Zum 58. Mal liefert das Londoner Filmfest eine ausgewogene Auswahl an Filmen an. Von großen Hollywoodproduktionen („Fury„, „Wild„) bis zu kleinen Low-Budget Filmen hat Festivalkoordinatorin Clare Stewart ein solides Festivalprogramm zusammengestellt. Man kann von Dieter Kosslick halten was man will, aber Stewart gehört eher zu der bescheideneren Sorte von Festivalchefs. Wenn sie auf die Bühne geht, geht es nicht um das Festival und wie wichtig der Film für London sei, sondern um die Filme. Da ist Kosslick ja etwas forscher, wenn er vor sein Publikum tritt.
Eröffnet wurde das Festival mit „The Imitation Game“ mit – kreisch! – Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle des Mathematikers Alan Turing. Alan Turing hat den Briten zwar zum Erfolg gegen Nazideutschland geholfen, wurde aber wegen seiner Homosexualität eher undankbar von der Regierung behandelt und 1952 wegen Sittenwidrigkeit verhaftet.