BFF On The Road: BFI London Film Festival 2014

Frittier- und Ketchupgeruch gegen passive Aggressivität



Im Wettbewerb zum besten Film läuft unter anderem der Filmemacher François Ozon mit seiner großartigen Tragikkomödie „The New Girlfriend“ und die deutsche Produktion „Phoenix“ von Christian Petzold mit einer sehr überzeugenden Nina Hoss in der Hauptrolle als Holocaust-Überlebende.

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik „Nicht einfach nur Lust und Sex zu Ozons „The New Girlfriend

Bei der UK-Premiere von Ozons Film herrscht weniger Festivalstimmung, sondern eher Partystimmung. „The New Girlfriend“ ist eines der großen Highlights im Programm. Kurz vor Beginn des Films tritt Ozon auf die Bühne und ist gespannt, wie der Film beim britischen Publikum ankommen wird. „Besonders bei den Männern“, fügt er hinzu. Der Film läuft an, das Publikum ist mit Hot Dogs und überbackenen Käse-Taccos bewaffnet. Ein Frittier- und Ketchupgeruch liegt in der Luft während auf der Leinwand ein Film über die Wurzeln des Verlangens und sexueller Identität läuft. Aber warum auch nicht, ja der Geruch ist schrecklich, aber so ein lockeres Kinoerlebnis kommt den Ursprüngen des Kinos viel näher als passiv-aggressiv „Psssst“ zu zischen und sich unauffällig auffällig immer wieder nach hinten zu drehen und den Störenfried hinter sich anzustarren. Außerdem macht es auch mehr Spaß nicht steif im Kino sitzen zu müssen.

Das britische Sozialdrama "The Goob" von Guy Myhill feierte seine Premiere beim  BFI London. Foto: BFI London

Das britische Sozialdrama „The Goob“ von Guy Myhill feierte seine Premiere beim BFI London. Foto: BFI London

Besonders Spaß gemacht hat das Q&A zu Guy Myhills Debütfilm „The Goob„. Die Vorführung war eine UK-Premiere und der Kinosaal dementsprechend voll. Coming-of-Age, britischer Sozialrealismus und ein unglücklicher Teenie, der auf dem Moped Landstraßen entlang fährt, das darf auf keinem Festival fehlen. Vor allem nicht auf britischen. Freitagabend, Central London, das ist der Ort und die Zeit, bei dem sich die Anzugträger vom nahe liegenden Finanzzentrum mal ein bisschen Kultur gönnen. „Ich mache eigentlich nicht sowas und geh’ auch oft nicht zu so Filmen“, lallt ein Anzugträger durchs Kino nach der Premiere. „Aber wieso hast du (Guy Myhill) den Film in Norfolk spielen lassen. Das repräsentiert doch nicht die englische Bevölkerung“. Buhrufe und Gelächter wechseln sich ab. „Weil ich dort wohne“, antwortet Myhill schlicht. Ganz so ist es auch nicht, denn Myhill hat vorher eine Stock-Car Doku in Norfolk gedreht und daraufhin die Geschichte dorthin verlegt. Aber was soll man so einem City-Boy auch sagen, der sich nach Filmegucken auf einem Festival auch mal ein bisschen „arty“ und „edgy“ fühlen will.

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik zu Guy Myhills Debütfilm „The Goob.

Das American Express Gala-Screening von „Foxcatcher„, ein Wrestling-Psychothriller basierend auf einer wahren Begebenheit, erweckt sich als Riesenpublikumserfolg. Der Film von Bennet Miller („Capote„, „Moneyball„) erzählt die Geschichte von Wrestling-Newcomer Mark, gespielt von Ex-Twilight Vampir Channing Tatum, der vom reichen Gönner John Du Pont unter die Fittiche genommen wird. Doch der Mentor lässt zunehmend seine psychischen Probleme auf seinen Schützling ab.

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