2014 – die Berliner Filmfestivals Redaktion blickt zurück/ Teil 3

Cosima M. Grohmanns Jahr in Filmen: Don't judge a film...


"Schwarzer Panther" setzt sich sensibel mit dem Thema Inzest auseinader. Foto: achtung berlin

„Schwarzer Panther“ setzt sich sensibel mit dem Thema Inzest auseinader. Foto: achtung berlin

Nach Animationsfilm-Expertin Marie Ketzscher und Social Media-Königin Laura zieht Cosima M. Grohmann nun einen dicken Strich unter ihr Kino-Jahr, wie wir das von unserer Zurückgespult-Kolumnistin gewohnt sind…

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt und einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter.de, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Ja, ich fand „Boyhood“ auch ganz toll. Und „Dallas Buyers Club„. Und „The Hunger Games: Mockingjay Part 1„. Der erste, weil Linklater einfach zu den besten Dialogschreibern gehört, die das amerikanische Indie-Kino hat. Der zweite, weil endlich mal ein AIDS-Kranker im amerikanischen Kino weder schwul noch tragisch ist. Und der dritte, weil seit „Running Man“ kein Blockbuster mehr so selbstreferentiell und elegant Kritik an der heutigen Medienwelt und deren Vermarktung geübt hat.

Wirklich aus dem Kinosessel gehoben haben mich allerdings zwei Filme, von denen ich zunächst nicht viel erwartet habe: Da wäre zum einen Spike Jonzes „Her„. Entgegen des vorauseilenden Hypes bin ich reichlich skeptisch in die Geschichte eingestiegen. Eine Computerstimme und ein Nerd sollen mit ihrer virtuellen Liebesbeziehung einen ganzen Film bestreiten? Selbst bei der Top-Besetzung von Scarlett Johansson (mein Vorurteil: noch nicht mal zu sehen!) und Joaquin Phoenix schien mir dieser Plot doch reichlich dünn. Dass dieser überraschend visionäre und ebenfalls medienkritische Blick auf die heutige entfremdete Beziehungslandschaft im Zeitalter von Social Media und Tinder-App auch noch filmisch überzeugend umgesetzt und im Jonze-üblichen Look ein echtes Kinohighlight 2014 für mich werden würde, hätte ich nicht gedacht.

Die zweite Überraschung war der Festivalliebling „Schwarzer Panther„. Die Deutsch-Schweizerische Koproduktion von Samuel Perriard hat einen langweiligen Titel, wie ich immer noch finde. Aber: Don’t judge a book by its cover – in bester Berliner Schule-Manier erklimmt der Regisseur hier die kantigen Höhen einer verbotenen Geschwisterliebe. Die schroffe Kulisse der Schweizer Alpen und das sensible Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und Newcomer Lucy Wirth und Ole Jacobs tragen dazu bei, dass der Film die Balance zwischen ergreifendem Liebesdrama und distanzierter Zustandsbeschreibung hält, statt abgegriffenen Klischees zu verfallen.
Für das Kinojahr 2015 wünsche ich mir mehr von solchen Überraschungen!

Cosima M. Grohmann

Hier ausführliche Kritiken zu einigen von Cosimas Favoriten…
Boyhood“ von Richard Linklater
Her“ von Spike Jonze
Schwarzer Panther“ von Samuel Perriard