Zwei Träumer, die ihr Handwerk verstehen – Podiumsdiskussion mit Andreas Dresen und Wolfgang Kohlhaase

Berlinale Talents mit Dresen: "Das Ding läuft!"



Dass Kohlhaase neben seiner Autorität als Drehbuchautor auch entscheidend am filmischen Prozess beteiligt ist, daraus macht Andreas Dresen keinen Hehl. Ob es um die Musterabnahme nach den Drehtagen, Schnittberatung oder Casting geht, Dresen, der Gutmensch unter den deutschen Regisseuren überlässt es dem Elder Statesman Kohlhaase, zu jedem Zeitpunkt der Produktion sein  Veto einzulegen. Entwaffnend erzählt er, wie er einmal ganz begeistert von einer Dialogszene berichtete und Kohlhaase ihn schließlich davon überzeugte, diese nachzudrehen. „Manchmal verliebst du dich in eine Szene und die Schauspieler darin, nur am nächsten Tag festzustellen, dass sie langweilig ist“, lacht Dresen – und genau für diese Offenheit, dieses unverkrampfte und ganz und gar uneitle Plaudern über seine Arbeit, wird der Regisseur von den meisten aus der Branche geschätzt. Dass der Filmemacher bei all seinem Vertrauen und seiner Umgänglichkeit durchaus auch einen Plan verfolgt, wird klar, als er nach seiner Arbeit mit den – in Bezug auf „Als wir träumten“ – noch recht jungen Schauspielern gefragt wird. Er, der „Improvisations-König“ des deutschen Kinos, dessen Filme immer haarscharf am Dokumentarischen vorbeischrammen, mag es nämlich gar nicht, wenn Dialoge von Schauspielern einfach umgeschrieben werden. „Ich wäre ja blöd, wenn ich bei so einer brillianten Vorlage von Clemens (Meyer) und Wolfgang (Kohlhaase) improvisieren würde“, sagt er. Trotzdem: Mit seinen Schauspielern üben, das mache er prinzipiell nur indirekt. Bei der Anprobe oder bei der Leseprobe, aber immer nur fragmentarisch, nie die Szene eins zu eins nachspielen. „Ich versuche immer schnell zu drehen“, sagt Dresen, bevor der authentische Moment verstreicht, denn das, so der Regisseur, „kriegst Du so nie mehr wieder.“

Als das Gespräch dann doch einmal droht ein wenig zu gefällig, zu einstimmig zu werden, unterbricht ein Trailer den drohenden Kuschelkurs der Podiumsdiskussion: Eine Disco-Szene aus „Als wir träumten“ mit einem knallharten, sich ekstatisch hochschraubenden Techno-Beat, tanzenden Menschen in merkwürdigen Daunenjacken, die sich irgendetwas in den Mund schieben, versetzt die Zuschauer für einen kurzen Moment zurück in das Lebensgefühl der Neunzigerjahre und unterbricht den gemütlichen Plauderton der Veranstaltung. „Den Song habe ich geschrieben“, bemerkt Kohlhaase wieder einmal trocken in die Stille hinein. Der Mann hat einfach Sinn für’s Timing.

Cosima M. Grohmann

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