Jürgen Prochnow zu „Die dunkle Seite des Mondes“

Prochnow: "Das Finanzsystem ist pervers."



Sie sollen mit Monika Bleibtreu der Mutter von Moritz in einer WG in Hamburg gelebt haben…
Nein, wir haben in Hamburg am Hofweg nebeneinander gewohnt. Ich habe in den 1970er Jahren vier Jahre in Hamburg gelebt. Seine Mutter und sein Vater waren tolle Schauspieler. Moritz kenne ich noch als kleinen Jungen.

Wusste er das noch?
Wir haben in diesem Film zum ersten Mal gemeinsam gedreht. Ich weiß nicht, ob er es wusste. Ich habe es ihm aber mal gesagt, als wir uns mal getroffen haben.

Sie erinnern die Zeit in der Heimat positiv und sind trotzdem in die USA gezogen…
Das war beruflich einfach notwendig. Nachdem „Das Boot“ in Deutschland raus kam, habe ich – und das ist verwunderlich – aus Deutschland drei oder vier Jahre lang kein Angebot mehr bekommen. Während er in Amerika, wo der Film damals erst nur in zwei, drei Kinos startete, per Mundpropaganda zum Welterfolg wurde. Da folgten sofort die Angebote. Der Film war kaum angelaufen, kam eine der größten Agenturen auf mich zu. Der erste Regisseur, mit dem ich drüben die erste riesige Hollywood-Produktion machte, stand vor der Tür, kurz nachdem der Film dort gestartet war. Mit Michael Mann habe ich „Die unheimliche Macht“ gedreht und mit David Lynch „Dune“ – besser konnte es nicht laufen… und aus Deutschland kam nichts.

Sie waren auf die Bösewichte und Faschisten festgelegt…
Ich versuchte zu vermeiden, in diese Klischees rein zu geraten. Habe damals viel mit Dialogue-Teachers gearbeitet und musste mich erst daran gewöhnen, in einer anderen Sprache zu spielen, was mir sehr schwer gefallen ist. Ich kam aus dem Theater, war darin geübt und sicher darin, mich in meiner Sprache auszudrücken. Ich konnte das reflektieren, während es mir im Englischen in den Nuancen erstmal gar nichts bedeutet hat. Die Auseinandersetzungen in der Sprache über den Film, den Sinn oder die Rolle, da war ich anfangs völlig geschafft. Das hat mich gestresst, bis ich die Sprache so beherrschte, dass ich damit keine Schwierigkeiten mehr hatte.

Ist für jemanden wie Sie, der Jahre in Berlin, Hamburg aber eben auch lange Zeit in Amerika lebte, Sprache so etwas wie Heimat?
Ich habe ja zwei Staatsangehörigkeiten, bin auch amerikanischer Staatsbürger, würde aber immer sagen, dass ich Deutscher bin. Ich bin erst mit über 40 rüber gegangen. Das Land, in dem ich aufgewachsen bin, hat mich ganz klar geprägt.

Woran merken Sie das?
Über die Sprache, aber an allem, mit dem ich aufgewachsen bin. Das sind Literatur, Kunst, Musik, die Politik und die Vergangenheit dieses Landes.

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