British Shorts Berlin 2017: Retrospektive

British Shorts Retrospektive 2017: Spannende Anfänge


Kurator der British Shorts-Retrospektive 2017: Henning Koch.

Kurator der British Shorts-Retrospektive 2017: Henning Koch.

Berliner Filmfestivals traf den Kurator der diesjährigen Retrospektive des British Shorts Film Festival, Henning Koch.

Wie ist es zur Idee gekommen, eine Retrospektive den frühen Filmen bekannter britischer Regisseure zu widmen?
Das British Shorts Festival feiert dieses Jahr das zehnjährige Jubiläum und da wollen wir dem Publikum etwas Besonderes bieten. Wir haben uns gedacht, dass wir schauen, wer unsere Lieblingsfilmemacher und was unsere Lieblingsfilme sind und wie wir daraus eine Retrospektive zusammenstellen können mit den frühen Filmen dieser Filmemacher, bevor sie bekannt geworden sind. Es soll das reguläre British Shorts Programm widerspiegeln, in dem wir viele Filmemacher haben, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen, zum Teil noch zur Filmhochschule gehen, zum Teil privat außerhalb von jeglichen Kontexten Filme gemacht haben oder ihren ersten finanzierten Film machen wollen.

Das kennen sicher viele Filmemacher nur zu gut…
So haben bekannte Regisseure auch angefangen. Wir haben geschaut, welche Filme wir bekommen können und wie wir ein Programm zusammenstellen können, das genau wie das reguläre British Shorts Programm von Drama, Komödie und Dokumentation bis hin zum Musikvideo alles bietet. Das wollten wir auch über einen längeren Zeitraum machen: Über 60 britische Filmgeschichte. Unser frühester Film ist von 1953, Lindsay Andersons „O Dreamland“ und unser jüngster Film ist das Musikvideo von den Arctic Monkeys „Fluorescent Adolescent“ von 2007.

Was ist Dir hierbei aufgefallen?
Wir haben probiert, wichtige Kurzfilme auszusuchen, die Bestandteil der britischen Filmgeschichte sind. Bei der Sichtung fiel und auf, dass einzelne Kurzfilme eine ganze Filmrichtung und -bewegung repräsentieren. Wir haben von Lindsay Anderson den Kurzfilm „O Dreamland„. Das ist eine Dokumentation, die die Free Cinema-Bewegung in den 1950er-Jahren begründet hat. Das waren mehrere Filmemacher, die außerhalb von der regulären Filmfinanzierung Dokumentationen machen wollten, die das alltägliche Leben der Arbeiterklasse oder auch das Schulsystem darstellen. Zu der Bewegung gehören neben Lindsay Anderson auch Karel Reisz, der später „Saturday Night and Sunday Morning“ (1960) gedreht hat. Wir wollten einzelne Werke haben, die herausstechen. Von Andrea Arnold zeigen wir „Wasp„, der 2004 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Sie war 2016 mit „American Honey“ sehr erfolgreich und ist eine Filmemacherin, die wir auf jeden Fall im Programm haben wollten. „Wasp“ ist ein wichtiger Kurzfilm, den sie am Anfang ihrer Karriere gemacht hat bevor sie damit anfing, Langfilme zu drehen. Das „Rabbit In Your Headlights„-Video (1998) von Jonathan Glazer ist eines der ikonischsten Musikvideos aus den 90ern. Durch die Mischung des Programms zeigen wir sowohl bekannte als auch obskure und unbekannte Filme wie „O Dreamland„, die man entdecken kann.

Weiterlesen: Hier unser Blick ins Festival-Programm „British Shorts 2017: 10 Jahre Leidenschaft für den britischen Kurzfilm„…

Kanntest Du viele der Kurzfilme des Programms bereits?
Ich kannte einige von den Kurzfilmen, zum Beispiel von Stephen Daldry „Eight“ (1999), Ridley Scotts „Boy and Bicycle“ (1965) und Andrea Arnolds „Wasp“ (2004), aber es gab auch Filme, die ich zum ersten Mal gesehen habe auf der Suche nach den Filmen des Programms. Ich war sehr beeindruckt von Stephen Frears „The Burning“ von 1967, den ich für eine ganz relevante filmische Abhandlung über die Apartheid in Südafrika zur damaligen Zeit halte. Das war eine große Überraschung.

Was war Dir besonders wichtig, als Du das Programm erstellt hast?
Wir hatten irgendwann so viele Filme, dass sie den Rahmen eines einzelnen Programms gesprengt hätten. Wir standen vor der Herausforderung, zwei gleichwertig gute Screenings aus den Filmen zusammenzustellen, die ein ähnliches Verhältnis von leichter und schwerer Kost und von filmhistorisch Relevantem haben. Ich hoffe, dass uns das gut gelungen ist. Wir wollten nicht chronologisch vorgehen, sondern eine bunte Mischung und die Retrospektive dadurch nicht zu filmhistorisch aufziehen, denn es soll eine sehr persönliche Auswahl sein, die das British Shorts Festival und nicht die britische Filmgeschichte repräsentiert. Das ist das Konzept dahinter.

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