Interview mit Regisseur Juho Kuosmanen zu „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“

Juho Kuosmanen: "Der Präsident hat mir Glückwünsche bestellt"


Regisseur Juho Kuosmanen inszenierte das Biopic "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki". © Kuokkasen KuvaamoÂ/ Camino Filmverleih

Regisseur Juho Kuosmanen inszenierte das Biopic „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“. © Kuokkasen KuvaamoÂ/ Camino Filmverleih


Regisseur Juho Kuosmanens Humor ist fein und lakonisch, das zeigen schon die ersten gewechselten Nettigkeiten und wie er ohne nur die kleinste Miene zu verziehen das Tempo seines „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ als „ziemlich geradeaus“ umschreibt. Im Interview geht er auf Parallelen zwischen dem Boxen und dem Filmemachen ein, erklärt, warum sein Jugendfreund und Hauptdarsteller Jarkko Lahti schon weit vor den Dreharbeiten mit dem Training beginnen musste und wie der echte Olli Mäki in den Film kam…

Herr Kuosmanen, Ihr „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ scheint mit seinem eigenen Look und seiner Ästhetik aus der Zeit gefallen. Wann entschieden Sie sich für diesen altmodischen Schwarzweiß-Stil?
Anfangs war ich nicht davon begeistert, ein Biopic zu machen. Aber wenn, sollte es sich auch alt anfühlen und seine Zeit aufgreifen. Wir testeten verschiedene Varianten und landeten schließlich bei einem sehr alten Schwarzweiß-Film, dem Kodak Tri-X in 16mm. Wir dachten sogar darüber nach, in 4:3 zu drehen.

Warum wollten Sie ursprünglich kein Biopic drehen?
Wegen den Produktionsbedingungen, du musst jedes Set bauen und das kostet Flexibilität. Bei meinen vorigen Filmen sind wir immer losgezogen, haben nach passenden Orten gesucht und direkt dort gedreht. Ich mag es, wenn ich die Kamera frei bewegen kann. In gebauten Kulissen gibt es immer Orte, die du nicht zeigen kannst. Arbeit am Set ist teurer, aber oft sehen die Filme weniger lebendig aus. Ganz generell gibt es weit weniger gute historische Filme als schlechte.

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Der Boxkampf um den WM-Titel, der Olli Mäki eine einmalige Chance bot, war einer der ersten großen Profi-Sportevents in Finnland…
Wir hatten zuvor die Olympiade und auch andere Events, aber als singuläres Sportevent war es eine Premiere für Finnland. Heute sind die Sportler der Olympiade hochprofessionell, damals war das noch anders: Kein Athlet hatte Sponsoren. Bei diesem Kampf gab es erstmals Werbung, Sponsoring und ein Drumherum. An dem Abend fanden insgesamt sechs oder sieben Kämpfe statt und der von Olli Mäki war der abschließende Hauptkampf und Höhepunkt. Es gab Leute, die sehr weit fuhren, um den Kampf zu sehen, der am Ende nur wenige Minuten dauerte.

Sie erschaffen einen Olli Mäki, der zwar Boxer ist, aber dem andere Dinge auch wichtig sind, vielleicht sogar wichtiger. Könnte er heute Profi sein?
Er steckt immer irgendwo in der Mitte von etwas. Er steht an einer Kreuzung des Lebens und muss entscheiden, was wirklich wichtig für ihn ist. Obwohl er ein großartiger Boxer war, fehlte es ihm an der ganz großen Ambition. Es fiel ihm sehr schwer, diese Profiwelt zu betreten. Er war ein Linker und die dachten in den 60er Jahren noch, dass Sport bedeute, sich selbst herauszufordern. Es ging ihm nicht darum, Geld zu verdienen. Es passte nicht zu seinem Weltbild, der Star eines solchen Brimboriums zu sein. Mit Personenkult hatte er nichts am Hut. Heute kennen wir das insbesondere aus dem Sport sehr gut, aber Olli war der erste in Finnland, der ein solcher Star war. Das ist weniger lustig und toll, wenn dich niemand darauf vorbereitet, was es bedeutet eine Person des öffentlichen Lebens zu sein.

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