Interview mit Regisseur Juho Kuosmanen zu „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“

Juho Kuosmanen: "Der Präsident hat mir Glückwünsche bestellt"



Das konnte zu der Zeit wohl kaum jemand und genau das fängt der Film gut ein. War Mäki ein Typ, der einfach nur Boxen will?
Er liebte das Boxen – aber nicht die ganzen Fliegen, wie er das nennt, die sich darum herum tummeln und durch Werbung und Co. ein Spektakel veranstalten. Olli war ein wenig schüchtern.

Erkennen Sie Parallelen zwischen Ihnen und ihm?
Sehr viele, zwischen ihm und mir, aber auch zwischen dem Boxen und dem Filmemachen. Die Metapher bietet sich übrigens für viele Dinge an. Für ein Boxevent brauchst du – genau wie für einen Film – einen Haufen Geld. Um daran zu kommen, musst du in die Öffentlichkeit gehen. Je mehr Geld du brauchst, desto mehr Hände musst du schütteln. 2010 gewann ich mit meinem Abschlussfilm „The Painting Sellers“ beim Festival in Cannes den Cinefondation Award. Als Gewinner wirst du mit deinem nächsten Film dort in den Wettbewerb eingeladen. Das kann die Chance deines Lebens sein! Gleichzeitig macht einem das Angst, schließlich kannst du mit dem Film auch scheitern. Niemand will an so einem Ort einen schlechten Film zeigen. Meine Erwartungen an mich, aber auch die des finnischen Publikums, schleppte ich über Jahre mit mir herum. Alles was ich schrieb, kam mir nicht gut genug vor. Dann fand ich Ollis Geschichte, mit der ich gut umgehen konnte. Ein Portrait von Olli Mäki zu drehen, ist eine Allegorie auf mich.

Olli Mäki ist in Finnland eine bekannte Persönlichkeit. Wie waren die Reaktionen auf den Film?
In der Generation meiner Eltern kennt ihn jeder, bei den Jüngeren nicht unbedingt. Die ersten Reaktionen Zuhause waren überwältigend. Selbst der Präsident hat mir Glückwünsche bestellt. Und Aku Ankka, der finnische Donald Duck, wurde als Boxer beim Seilspringen gezeichnet, was als Glückwunsch zu deuten ist.

Hat es geholfen, dass Sie mit Jarkko Lahti, Ihrem Hauptdarsteller, zusammen aufgewachsen sind?
Es war schön, ihn während der sehr langen Vorbereitungszeit an meiner Seite zu wissen. Er spielt sonst meistens Theater.

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Haben Sie sich über den Druck, der auf Ihnen lastete, ausgetauscht?
Ja, Jarkko konnte sich gut hinein versetzen. Er erzählte mir darüber, wie sehr er sich immer vor Theater-Premieren fürchtet. Alle die sich cool geben, überspielen so nur ihre Angst vorm Publikum. Bei der Premiere von „Ein andalusischer Hund“ trug Buñuel Steine bei sich, um gewappnet zu sein, wenn Leute gehen wollen. Er war bereit, sie damit zu bewerfen.

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