Interview mit DOK Leipzig Kuratorin Franziska Bruckner


Dr. Franziska Bruckner ist Leiterin der Forschungsgruppe "Media Creation" an der FH St. Pölten, Organisatorin des internationalen Symposiums "Animafest Scanner" beim Animafest Zagreb und Kuratorin.

Dr. Franziska Bruckner ist Leiterin der Forschungsgruppe „Media Creation“ an der FH St. Pölten, Organisatorin des internationalen Symposiums „Animafest Scanner“ beim Animafest Zagreb und Kuratorin.

Auf der DOK Leipzig hat sich BFF-Autorin Marie Ketzscher mit Franziska Bruckner, die in diesem Jahr im Animationsbereich des Festivals das „Nach der Angst-„-Programm kuratiert hat, ein leckeres Popcorn im gemütlichen Café im Passage-Kino Leipzig geteilt und einen Kaffee getrunken. Im Gespräch verriet Franziska, wie sie beim Kuratieren vorging, welche Filme sie besonders gern programmiert hat und warum das Programm politisch ist, trotz Trump-Abwesenheit.

Wie bist du bei der Kuration vorgegangen?
Franziska Bruckner:
Am Anfang habe ich erst einmal ganz offen recherchiert und mir folgende Fragen gestellt: Welche Arten von Angst kenne ich? Wie gehen wir generell mit Angst um? Was kann Animation zum Thema Angst leisten? Es kristallisierte sich für mich heraus, dass ich Angst, weil es ja ein Gefühl oder eine Stimmung ist, mit einer anderen Stimmung oder einem anderen Gefühl verbinden will. Ich habe beschlossen, dass ich drei sehr leichte Programme will, die trotzdem Angst visualisieren, teilweise auch eine Metaebene beinhalten. Und am Schluss wollte ich das Publikum mit der eigenen Angst konfrontieren, weil es ja auch Spaß macht, so richtig harte Filme zu kuratieren. Daraus haben sich vier Schwerpunkte ergeben und die unter dem Akronym F.E.A.R. laufen

Was kann man sich unter F.E.A-R vorstellen?
Das erste Programm ist ein richtig lustiges, in dem es um Stereotype der Angst geht und Stereotype der Animation, also wie die Angst der ProtagonistInnen dargestellt wird, wie man sich drüber lustig macht. Es hat den Tenor „Fear for fun„. Das zweite heißt „Eeery Evolutions„. Darin habe ich auf der einen Seite meine eigene Angst thematisiert, dass die Welt zugrunde geht – vor allem die Umwelt betreffend. Auf der anderen Seite bin ich ein großer Science Fiction Fan und habe meine Lieblings-Animationen aus diesem Genre reingepackt. Da sind auch ein paar Crowd-Pleaser dabei – zum Beispiel „Logorama“ und „World of Tomorrow„. Das dritte Programm lautet „Adapting to Angst„, es hat einen therapeutischen Ansatz und trifft diese Post-Angst-Thematik am ehesten im Kern. Und im letzten Programm „Raw Revelations“ ging es mir darum, dass ich Filme zeige, die mir im Kino Angst gemacht haben, wo ich gemerkt habe: Die lösen in mir etwas aus, was ich nicht so genau definieren kann.

Weiterlesen: Unser Bericht von der 60. DOK Leipzig „Georgische Zerrissenheit und animierter Ausnahmezustand„…

Wie kamen all die österreichischen Filme in die Auswahl?
Grundsätzlich habe ich in jeden Slot ein paar österreichische Filme mit programmiert, weil man die in Deutschland nicht so kennt und auch diejenigen interessieren könnte, die sehr viel auf Festivals unterwegs sind. Das ist auch das biografisch bedingt, schließlich bin ich Österreicherin. Ohne das Biografische und Persönliche kann man so ein Thema gleich lassen.

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