„Dokumentarfilme haben das Potential, Menschen zusammen zu bringen“ – die Organisator*innen von LETsDOK im Gespräch


Eva Rink und Susanne Binninger © LETsDOK

Interview mit Eva Rink, Leitung von LETsDOK und Susanne Binninger, Ko-Vorsitzende der AG DOK

Am 19. September findet zum ersten Mal der deutschlandweite Dokumentarfilmtag LETsDOK statt: Anlässlich des 40. Bestehens der AG DOK zeigen Kinos, Initiativen und Privatpersonen Dokumentarfilme. Berliner-filmfestivals.de hat am Tag der Pressekonferenz am 9. September mit Eva Rink, Leitung von LETsDOK und Susanne Binninger, Ko-Vorsitzende der AG DOK, über die Organisation des Tages inmitten der Corona-Krise, die Unterstützung der Filmschaffenden und Programmschwerpunkte gesprochen.

Weiterlesen: Hier geht es zum Überblick über das Programm und deutschlandweite Empfehlungen aus der BFF-Redaktion.

LETsDOK, das klingt sehr interaktiv. Sollen nicht nur Filme gezeigt, sondern auch gemacht werden?
Susanne Binninger: Mit diesem Aufruf LETsDOK ging uns nicht darum, dass Leute Filme machen, sondern darum, eine möglichst partizipative Form zu finden, zum Programm beizutragen. Wir wollten kein Filmprogramm vorgeben „von oben nach unten“ – nach dem Motto „wir zeigen euch jetzt Filme“ – sondern die Menschen animieren, Filme an ungewöhnlichen Orten zu zeigen und über sie zu sprechen. Um das Potential zu nutzen, dass Dokumentarfilme haben – nämlich Menschen zusammen zu bringen und einen Gesprächsraum zu öffnen.

Wie ist das Filmprogramm für LETsDOK entstanden?
Eva Rink: Die Grundlage ist eine kuratierte Filmliste von der AG DOK, ein Kompendium dokumentarischen Filmschaffens seit 1980 in Deutschland. Diese Broschüre ist allen Kinobetreiber*innen zur Verfügung gestellt worden. Ergänzend dazu haben wir bei Letsdok Themenpakete mit publikumsstarken Dokumentarfilmen der letzten Jahre geschnürt. Außerdem hatten viele Kinos noch selbst Filme in der Pipeline, die durch Corona ins Stocken gekommen war. Und es stellte sich heraus, dass einige Kinos und Veranstalter*innen auch das Bedürfnis hatten, regionale Filme auszusuchen. Schlussendlich kann also jede*r seinen favorisierten Dokumentarfilm bei LETsDOK zeigen.
Susanne Binninger: Bei LETsDOK geht es darum zu zeigen, wie vielfältig der Dokumentarfilm ist, sowohl inhaltlich, als auch formal, ohne Vorgaben. Und darum, diese Diversität zu zeigen – das verstehen wir auch als unseren Beitrag zu einer offenen, pluralistischen, demokratischen Gesellschaft.

Eva Rink bei der Pressekonferenz © LETsDOK


Ihr habt die regionalspezifischen Filmprogramme angesprochen.
Wie drückt sich dieser Fokus aus?
Eva Rink: Das ist in allen Bundesländern sehr unterschiedlich. Aber genereller gesprochen: Auf dem Land und in der Stadt wird nicht immer das Gleiche gern gesehen. Letztendlich ist es eine Abwägung: Zeigt man interessante Filme, die mit den Sehgewohnheiten brechen, aber die Leute ins Kino locken – oder wählt man eher Beiträge, die eine bestimmte Relevanz für die Region haben? Die Entscheidung für regionalspezifische Filmbeiträge zeigt vielleicht auch, dass es ein Bedürfnis nach lokalen Inhalten gibt. Letztendlich geht es bei LETsDOK also nicht nur darum, Leute örtlich zusammenzubringen, sondern an einen gemeinsamen Erfahrungshorizont von Ort anzuknüpfen und Zusammenhalt zu stiften.

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