„Dokumentarfilme haben das Potential, Menschen zusammen zu bringen“ – die Organisator*innen von LETsDOK im Gespräch


LETsDOK_Plakatmotiv © LETsDOK

Die Kinos nehmen zumeist ihre normalen Eintrittspreise, aber es gibt ja auch Veranstaltungen von Privatpersonen. Da stellt sich für mich die Frage nach der Entlohnung der Beteiligten, vor allem der Filmschaffenden, die ja oft gerade so über die Runde kommen.
Eva Rink: Ab einer gewissen Veranstaltungsgröße muss eine Veranstaltung eine nicht-gewerbliche Nutzung erwerben, um einen Film zeigen zu können. Da unterstützt LETsDOK, beispielsweise durch die Abstimmung der Leihmiete mit dem Verleih. Und übernimmt Kosten, wenn Filmschaffende für Events anreisen. Die Veranstalter*innen können aber auch einen Hut rumgehen lassen, um die Verleihsummen einzuspielen. Privatpersonen sollen nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben.
Susanne Binninger: Und auch die Filmschaffenden sollen unterstützt werden, das ist ganz wichtig. Wir bei AGDOK setzen uns dafür ein, die oft prekäre Lage von Filmschaffenden, zu denen auch Produzent*innen gehören, zu verbessern. Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und daraus folgt, dass wir bei LETsDOK keine Umsonstkultur kreieren wollen. Um die Filmschaffenden und Kinos unterstützen, haben wir unter anderem auch Förderer an Bord geholt.

Die aktuellen politischen Debatten um Corona & Co sind sehr polarisiert. Oft hat man das Gefühl, dass es nur noch wichtig ist, eine Meinung zu haben. Was kann der Dokumentarfilm zu diesen Debatten beitragen beziehungsweise dagegensetzen?
Susanne Binninger: Der Dokumentarfilm kann im Gegensatz zu journalistischer, kritischer Berichterstattung – die wir in jedem Fall brauchen – etwas Anderes leisten. Er kann in die Tiefe gehen, Reflexionsräume öffnen. Er kann Haltungen wiedergeben, ohne dass sie gleich in polarisierende Meinungen umgemünzt werden und er kann ins Offene hineinarbeiten. Für mich sind Dokumentarfilme jetzt besonders relevant, wenn sie Fragen stellen, forschen, suchen und nicht unbedingt schon die Antworten liefern. Und dieser analytisch tiefer gehende Blick kann vielleicht eine Komplexität einer Sache besser darstellen.

Pressekonferenz mit Eva Rink, Susanne Binninger, Thomas Frickel und Wulf Sörgel © LETsDOK

Eva Rink, Susanne Binninger, Thomas Frickel und Wulf Sörgel © OLALmedia Berlin

Und zum Abschluss eine vermutlich schwierige Frage: Gibt es Lieblingsfilme bei LETsDOK beziehungsweise Filme, bei denen ihr euch freut, dass sie einmal wieder gezeigt werden?
Eva Rink: Das ist schwierig, sich da festzulegen, da will ich mir jetzt ungern einen rauspicken.
Susanne Binninger: Ich kann und möchte keinen Lieblingsfilm aus dem LETsDOK -Programm nennen, weil ich schließlich sehr viele Filmschaffende aus der ganz breiten Bandbreite des Dokumentarfilms vertrete. Aber vielleicht kann man es so sagen: Ich unterrichte an einer Filmhochschule, und da sehe ich, dass Frauen – obwohl sie 50% aller Absolvent*innen stellen – oft nicht im beruflichen Filmschaffen ankommen. Deswegen finde ich es wichtig und schön, dass das bei LETsDOK besonders viele Filme von Frauen vertreten sind.

Die Fragen stellte BFF-Autorin Marie Ketzscher.

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