Die Experimentalfilmreihe „Attaque(e)r le visible“ in Berlin am 4. Mai
Das Sichtbare aufsprengen, Unsichtbares zeigen
Die Online-Projektion als Chance – seit Corona uns beschäftigt, gibt es neben den Narrativen von der Unersetzbarkeit des physischen Kinoraumes auch viele Stimmen, die die Vorteile von Online-Projektionen oder Digitalfestivals hervorheben. Schließlich, so die Argumentation, würden man so Zuschauer*innen an ganz anderen Orten erreichen können, mehr von ihnen. Allerdings, und das ist insbesondere eine Erfahrung von unabhängig arbeitenden Kurator*innen und kleineren Filmprojekten: Das funktioniert oft nur durch intensives Marketing, sonst bricht das insbesondere thematisch fokussierte Publikum weg, und die zufällige Lauf“zuschauer*innen“schaft ohnehin (und wer sagt überhaupt, dass ein Mehr an Zuschauer*innen auch ein Mehr an Beschäftigung mit den Inhalten bedeutet?).
Nicht so leicht anklicken und konsumieren lassen sich beispielsweise Experimentalfilme, die oft einen Kontext brauchen und eine Atmosphäre, die ein Klima von Zugänglichkeit schafft. Experimentalfilme, wie sie derzeit von der von Lawinia Rate kuratierten Filmreihe und Plattform „Attaque(e)r le visible“ in Zusammenarbeit mit dem „Raum für drastische Maßnahmen“ gezeigt werden – und, so dies die Maßnahmen irgendwann wieder zulassen, idealerweise durch Gespräche, Vorträge und Buchpräsentationen ergänzt werden. Es sind filmhistorisch interessante Experimentalfilme, die Lawinia Rate ausgewählt hat, aber auch aktuelle Werke. In der von Mai bis Juli gezeigten Reihe stehen dabei „Körperliche Intenventionen“ im Mittelpunkt (die nicht nur den Körper an sich, sondern auch den Körper des Filmes, also Beschaffenheit und Form sowie die Arbeit in Kollektiven thematisieren), und ausschließlich Werke von Berliner Künstlerinnen. Auch ein Videofest ist geplant.
Am 4. Mai findet nun die erste „Intervention“ statt: Drei Filme von Monika Funke Stern, die sowohl als Schaufensterprojektion im „Raum für drastische Maßnahmen“ gezeigt werden als auch als Online Projektion verfügbar sind. In den drei ausgewählten Experimentalfilmen UNDING UNDINE (BRD 1981, 16 mm, 15 Min), ZUM GLÜCK GIBTS KEIN PATENT (BRD 1985, 16 mm u. 35 mm, 14 Min) und FRANKENSTEINS TÖCHTER (D, U-Matic – ein 6-minütiges Video, das 2016 aus dem 45-minütigen Video von 1984 extrahiert wurde) beschäftigt sich Monika Funke Stern mit vermeintlichen Normalitäten und Narrativen/Mythen, aber auch mit der kapitalistischen Durchdringung des Alltags. Besonders spannend ist die technische Herangehensweise: Lustvoll bedient sie sich unterschiedlicher Techniken – montiert Videomaterial, baut auf 16mm gedrehte Spielfilmsequenzen ein oder lässt diese durchbrechen, arbeitet mit Computeranimation.