Die Experimentalfilmreihe „Attaque(e)r le visible“ in Berlin am 4. Mai


ZUM GLÜCK GIBTS KEIN PATENT – Hella von Sinnen als Norma Din @ MONIKA FUNKE STERN

Während FRANKENSTEINS TÖCHTER den mit den in den 80ern aufkommenden Optimierungs-OPs den Schönheitswahn untersucht (und dabei interessanterweise Marlene Dietrich als mondänes ästhetisches Vorbild wählt, dem ein solches Streben folgen könnte), folgt sie mit UNDING UNDINE der Sage um die Nixe, die der Redensart nach erst eine Seele erhält, wenn sie sich mit einem Menschen (Mann) vermählt – lässt aber die Unterwasserwelt als matriachales Idyll (und gleichzeitig Griechenland als überhöhten Sehnsuchtsort) erscheinen, in der Männer keine Rolle spielen. Am meisten Augenzwinkern und lineares Narrativ sind in ZUM GLÜCK GIBTS KEIN PATENT anzutreffen, in dem Hella von Sinnen (!) die im Patentamt arbeitende und von der Arbeit besessene Norma Din verkörpert, der nicht nur ein menschliche Arbeit ersetzendes Automaton, sondern auch ein Nonne in Trance als Spieluhr präsentiert werden. Die Vereinnahmung des Menschen durch die Arbeit und die Transformation aller Lebensbereiche in Produkte und Dienstleistungen sowie Religionskritik sind hier besonders prägnant montiert.

Es wäre sehr erhellend gewesen, über die Entstehung und Produktion der drei Filme bei einem Live-Gespräch mit Publikum mehr zu erfahren. Es lässt sich nur hoffen, das bei den nächsten geplanten Projektionen am 8. Juli (Super 8-Filme von Helga Fanderl, die ihre Filme nie nachbearbeitet) und 27. Juli  (Vorführung des 16mm-Films AUS HEITEREM HIMMEL, der von neun Künstler*innen als Episodenfilm als Zeichen gegen die atomare Bedrohung realisiert wurde) die Lockerungen soweit in Kraft treten, das das dem Experimentalfilm zugeneigte Publikum wieder besser zu den Filmprogrammen von „Attaque(e)r le visible“ findet, und die Filme zu ihrem Publikum.

„Körperlich: Monika Funke Stern“ ist am 4. Mai von 20 bis 22 Uhr als Schaufenster-Screening im „Raum für drastische Maßnahmen“ (Oderstraße 34, 10247 Berlin) und online unter www.rpunkt.org zu sehen.

Marie Ketzscher

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