10. Italian Film Festival Berlin: Vom 7. bis 12. November in der Kulturbrauerei

Das Italian Film Festival Berlin feiert Jubiläum. Bereits zum zehnten Mal präsentiert es in Berlin vom 7. bis 12. November eine Auswahl aktueller Filmproduktionen aus Italien. Gewohnt hochkarätig sind die Gäste, die Filme vertreten verschiedene Genres und Produktionsarten. So sind einige Werke im Programm, die schon bald auf Onlinevideoplattformen zu sehen sein werden, aber auch andere, die mit großer Wahrscheinlichkeit für ein deutsches Publikum eher schwer zugänglich sein werden.
Zu den ersten gehören beispielsweise L’ULTIMA NOTTE D’AMORE (8. November um 17.30 Uhr) von Andrea di Stefano. Dabei handelt es sich um einen Kriminalfall, der im Wesentlichen aus Versatzstücken des Film-noir-Genres besteht, aber dank des souveränen Hauptdarstellers Pierfrancesco Favino (NOSTALGIA) dennoch sehenswert ist. Der Film ist in Kürze auf Netflix sichtbar. Seine Premiere feierte er dieses Jahr bei der Berlinale. Die Sichtung auf der großen Leinwand lohnt sich allemal wegen der suggestiven Tonspur. Auch der Vorspann, der aus mit einer Drohne aufgenommene Luftbilder von Mailand bei Nacht besteht, wird nur so seine ganze Faszination ausüben können.
Ebenfalls für den größtmöglichen Bildschirm ist LA STRANEZZA (10. November, 20 Uhr) von Roberto Andò gedacht. Die historische Tragikomödie sprudelt vor Farben und bizarrer Figuren, die das Bild beleben, einnehmen und zur Bühne für ein teils vergnügliches, teils komplexes und auch durchaus philosophisches Stück machen. Der sizilianische Schriftsteller Luigi Pirandello (1867-1936) gehört zum Kanon italienischer Literatur. Ihm ist der Film gewidmet. Doch gleichzeitig ist das Werk auch eine Hommage an das Theater, ans Drama und die Freude, die es auslösen kann. Es zeigt, dass es zwischen intellektuellem sowie instinktivem Schreiben, zwischen vermeintlicher Hoch- und populärer Literatur, keine Hierarchie bestehen sollte. Der Film ist beeindruckend, weil es sich um ein ehrgeiziges Projekt handelt. Die historische Epoche ist sorgfältig wiedergegeben, aber auch nur wo unbedingt notwendig. Das Gleichgewicht zwischen Komik und Ernsthaftigkeit überzeugt. Das ist erstaunlich, da der Film Schauspieler gegenüberstellt, bei denen man vermutet hätte, dass sie gemäß ihres üblichen Rollenrepertoires, zusammen nicht funktionieren würden. Doch Toni Servillo (LA GRANDE BELLEZZA), ein Meister seines Fachs und 2021 am IFFB mit QUI RIDO IO von Mario Martone in der Rolle der neapolitanischen Theaterikone Eduardo Scarpetta (1853-1925) geschlüpft, und das Komikerduo Salvo Ficarra und Valentino Picone, die ihre Intelligenz bereits in der Weihnachtssatire ONCE UPON A TIME… IN BETHLEHEM (2021) bewiesen, ergänzen sich gut.
Diese beiden Filme sind zwei von insgesamt zehn, die im Wettbewerb um den Publikumspreis des Festivals konkurrieren. Ergänzt wird das Programm, wie es Tradition ist, durch eine Retrospektive. Dieses Jahr ist diese dem Filmemacher Marco Bellocchio gewidmet und wird auch in den Kinos Il Kino, Bundesplatz-Kino, Ladenkino und in der Filmkunst 66 dessen neuen Film RAPITO, wie auch vier ältere Werke, zeigen.
Teresa Vena
Italian Film Festival Berlin, vom 7. bis 12. November 2023, Kino in der Kulturbrauerei sowie die Retrospektive im Il Kino, im Bundesplatz-Kino, im Ladenkino und in der Filmkunst 66.