„Schwimmen“ von Luzie Loose



Der fest in Berlin verortete 100-Minüter „Schwimmen“ hält die Spannung bis zum Schluss und bildet so die Dynamik der immer zerstörerischeren Freundschaft zwischen Elisa und Anthea ab. Glaubwürdig erzählt Regisseurin Luzie Loose die Geschichte von Elisa, die weder bei ihren Eltern noch bei ihren MitschülerInnen Rückhalt oder ein offenes Ohr findet, sich von der skrupellosen Anthea beeinflussen lässt und sich dabei selbst verliert.

Loose, geboren 1989 und in Berlin aufgewachsen, gewann den Hofer Goldpreis für die beste Regie bei den Hofer Filmtagen 2018 für „Schwimmen„, ihren Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg, zu dem sie auch das Drehbuch schrieb. Premiere feierte „Schwimmen“ 2018 in Südkorea beim 23. Busan International Film Festival.

Lisa Vicari und Stephanie Amarell, die beide u.a. in der Netflix-Serie „Dark“ spielten, überzeugen als ungleiche Teenie-Freundinnen. Die von den beiden Mädchen gedrehten Videos sind Teil des Films. Das ist nur konsequent, sind die Videos doch der Motor der Handlung. SchülerInnen, die ausgegrenzt wurden, hat es immer gegeben, doch während Hänseleien früher nach Schulschluss endeten, geht es heute rund um die Uhr in den sozialen Netzwerken weiter. Immer mehr Bilder strömen auf die Jugendlichen ein, immer schneller werden sie langweilig und es müssen neue Videos her. Ständig verfügbare Smartphones mit Video- und Internetfunktion, Chatdienste wie WhatsApp und Plattformen wie YouTube beschleunigen Mobbing und vervielfachen seine Wirkung. Dreht Elisa zunächst noch persönliche Erinnerungsvideos oder das Bewerbungsvideo für Anthea mit ihrer Videokamera, sind die meisten Handyvideos, die dann entstehen, nur dazu da, die gefilmten Personen bloßzustellen und zum Gespött der MitschülerInnen zu machen.

Die Jugendlichen im Film folgen ihrer eigenen Moral und kaum jemand traut sich, diese zu hinterfragen. Mutproben wie das Schwimmen im See – bis zur Boje und am besten bei Nacht – dienen als legitimes Mittel, um zu erreichen, dass die kompromittierenden Videos wieder gelöscht werden. Eltern und LehrerInnen haben keine Ahnung davon, was die Jugendlichen treiben. Mit „Schwimmen“ zeigt Loose, wie wichtig es ist, junge Menschen über Phänomene wie Cybermobbing aufzuklären, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, Hilfe anzubieten und sie – anders als die Eltern im Film es tun – nicht alleinzulassen.

Stefanie Borowsky

Schwimmen„, Regie: Luzie Loose; DarstellerInnen: Stephanie Amarell, Lisa Vicari, Alexandra Finder, Jonathan Berlin, Bjarne Meisel, Deborah Kaufmann, Christian Heiner Wolf, Jürg Plüss, Kinostart: Herbst 2019

1 2