30. FilmFestival Cottbus: THE CASTLE von Lina Lužytė


In der litauisch-irischen Koproduktion THE CASTLE, ihrem zweiten Langspielfilm nach TOGETHER FOR EVER (2015), nimmt die Regisseurin und Drehbuchautorin Lina Lužytė – 1985 in Vilnius geboren und Absolventin der dortigen Akademie für Musik und Theater im Fach Film- und TV-Regie – drei Frauen aus drei Generationen in den Blick, die nach Irland emigriert sind und dort auf ein besseres Leben hoffen. Die drei sind auf sich allein gestellt – weder Monikas Vater noch andere Männer spielen im Leben der Frauen eine Rolle. Während die kranke Großmutter sich verzweifelt nach der alten Heimat Litauen zurücksehnt und die Mutter sich nach jahrelangen erfolglosen Versuchen, von der Musik zu leben, notgedrungen mit ihrer monotonen Arbeit in der Fischfabrik arrangiert hat und noch dazu ihre Mutter betreut, klammert sich Monika fest und voller Leidenschaft an ihren Traum. Monika verfolgt ihr Ziel jedoch so hartnäckig, dass sie dabei Fehler macht und Grenzen überschreitet.

Die Hoffnung auf eine Gesangskarriere trägt Monika durch ihr schwieriges Leben voller Entbehrungen – und sie trägt den dicht erzählten Film, der perspektivisch nah an seiner jungen Protagonistin bleibt und trotz aller tragischen Momente mit überraschenden Wendungen und immer wieder auch mit hintergründigem Humor aufwartet. Dabei funktioniert das Schloss als Gegenpol und größtmöglicher Gegensatz zu Monikas Leben in einfachen Verhältnissen in einem Viertel der irischen Hauptstadt, in dem überwiegend Migrant:innen in Sozialwohnungen leben. So steht das Schloss auch symbolisch für ihre Hoffnung auf ein anderes, ein besseres Leben ohne finanzielle Sorgen. Als Zuschauer:in hofft man mit Monika, sie möge das Geld zusammenbekommen, um auf dem Schloss auftreten zu können – und ahnt doch, dass Monikas Weg nie ein leichter sein wird.

Die junge Hauptdarstellerin Barbora Bareikytė spielt die Rolle der Monika mit Feingefühl und Stärke und trägt damit die dramatisch-melancholische und zugleich sozialkritische Coming-of-Age-Geschichte, die stellvertretend für viele – nicht nur junge – Menschen stehen kann, deren Träume sich weit entfernt von ihrer tatsächlichen Lebensrealität bewegen – und die versuchen, daran nicht zu zerbrechen.

Stefanie Borowsky

THE CASTLE (OT: PILIS), Regie: Lina Lužytė. Darsteller: Barbora Bareikytė, Gabija Jaraminaitė, Jūratė Onaitytė

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