65. Berlinale: „Mot Naturen“ („Out of Nature“) von Ole Giaever
Forever Young
Mit „Mot Naturen“ erzählt der norwegische Regisseur Ole Giaever die Geschichte eines Mittdreißigers in der midlife crisis. Der erlebt geradezu universelle Konflikte und ein ziemlich ehrlicher Blick darauf, was in dem Kopf eines durchschnittlichen Mannes so vor geht. Vielleicht hat Giaever sich auch der Ehrlichkeit halber dazu entschieden, bei dieser 80 minütigen One-Man-Show nicht nur die Regie zu führen, sondern auch als Hauptdarsteller aufzutreten.
Martin (Ole Giaever) ist Durchschnitt. Er hat alles so gemacht, wie es die Gesellschaft von ihm erwartet: Eine Frau, ein Kind, Büroarbeit. An seinem Fahrrad ist Licht, auf seinem Kopf sitzt ein Helm, auf dem Gepäckträger der Kindersitz. Die Wochenenden verbringt er daheim und weiß schon vorher genau, wie sie ablaufen werden. Ein spießiger Alltagstrott, mit dem er sich selbst begraben zu haben scheint und langsam aber sicher wird ihm das auch klar.
Dieses Wochenende soll es anders werden. Allein, nur mit einem Rucksack auf dem Rücken, zieht er los in die Wildnis. Der Zuschauer darf mit. Erzählt wird dabei vor allem über Voice-Over. Man befindet sich mitten in Martins Bewusstseinsstrom, begleitet ihn bei seinen Gedankensprüngen, bei Sexphantasien, Schuldgefühlen und der Unschlüssigkeit, wie es mit seinem Leben weiter gehen soll. Soll er seine Familie verlassen, oder soll er pflichtbewusst sein Leben weiter führen, auch wenn es ihn ins Unglück treibt? Martin steckt bis zum Hals in Frustration, doch nimmt der Film ihn und glücklicherweise auch sich selbst nicht allzu ernst. Zu ulkig erscheint dafür dieser unsichere Kerl, der wie ein zu groß geratener Junge von Stein zu Stein hüpft, ins Bett macht und sich eigentlich nur mal in Ruhe einen runter holen will.