„Jeder stirbt für sich allein“ von Vincent Perez


Otto und Anna Quangel (Brendan Gleeson und Emma Thompson) trauern um ihren im Krieg gefallenen Sohn. Copyright: Marcel Hartmann © X Filme Creative Pool

Otto und Anna Quangel (Brendan Gleeson und Emma Thompson) trauern um ihren im Krieg gefallenen Sohn. Copyright: Marcel Hartmann © X Filme Creative Pool

Stummgeschaltet das Wort ergreifen

„Es war unser Ziel, den Film auf ein internationales Niveau zu heben“, sagt Regisseur Vincent Perez bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Weltpremiere von „Jeder stirbt für sich allein“. Es ist die Antwort auf die Frage eines französischen Journalisten, warum er eine wahre Begebenheit aus der Zeit des Nazi-Regimes mit internationaler Besetzung und ausschließlich englischer Sprache nacherzählt hatte, obwohl Setting, Figuren und Hintergründe allesamt einem deutschen Kontext entspringen. Die Romanvorlage zu „Jeder stirbt für sich allein“ von 1946, einst von Hans Fallada in nur wenigen Wochen vor seinem Tod in Eile niedergeschrieben, erzählt die wahrhaftige Geschichte des Arbeiter-Ehepaares Otto und Elise Hampel. Nach dem Fall ihres Sohnes an der französischen Front im Jahr 1940 beschlossen sie, gegen den nationalsozialistischen Machtapparat zu rebellieren, indem sie Postkarten mit Aufrufen zum Widerstand beschrifteten und diese heimlich überall in Berlin verteilten.

In Perez‘ Version, die inzwischen fünfte Verfilmung von „Jeder stirbt für sich allein“, heißen die Eheleute Otto und Anna Quangel. Verkörpert durch den irischen Schauspieler Brendan Gleeson und die britische Oscar-Preisträgerin Emma Thompson leben Otto und Anna in einem Berliner Mietshaus, sie lesen und schreiben auf Deutsch, aber sie unterhalten sich auf Englisch. Gleiches trifft auf die als Nebenfiguren angelegten Nachbarn zu – egal ob katholischer Pfarrer, jüdische Witwe oder einfache Postbotin –  sie alle vollziehen den Shift in eine andere Sprache, als wäre überhaupt nichts Sonderbares daran. Und doch lässt sich die damit einhergehende merkwürdige Verzerrung ihrer sozialen und politischen Einbettung nicht leugnen, zumal Gleeson und Thompson sich der irischen beziehungsweise britischen Färbung ihrer gemeinsamen Muttersprache entledigt und ihre Textpassagen, offenbar auf Ansinnen von Perez, mit einem vermeintlich deutschen Akzent angereichert haben. Ebenso widersinnig wirkt demgegenüber Daniel Brühl, der in der Rolle des ermittelnden Kriminalkommissars ebenfalls Englisch spricht, dies trotz spanisch-deutscher Wurzeln jedoch weitgehend akzentfrei tut.

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