67. Berlinale: „Almost Heaven“ von Carol Salter
Der Dokumentarfilm der englischen Regisseurin Carol Salter beeindruckt durch seine ruhigen, aber umso intensiveren Aufnahmen. Die Stärke des Films liegt in seiner Lakonik. Der Zuschauer hat Zeit, sich auf die Bilder einzulassen, folgt dem Arbeitsablauf schrittweise und lernt zeitgleich mit der Hauptdarstellerin dazu. Dem Zuschauer eröffnet sich auf eindrückliche Weise ein bedeutender Aspekt der chinesischen Kultur: der Kult um die Toten.
Mit dieser letzten Etappe vor dem endgültigen Abschied erweisen sie ihren Angehörigen eine Ehrerbietung. Sie drücken ihre Dankbarkeit für ihre Fürsorge und für ein gemeinsames Leben aus. Das Festklammern an strikte Rituale ermöglicht eine einfachere Verarbeitung des Umstandes, ein genauer Ablauf und feste Erwartungen an die Hinterbliebenen lässt zu, dass die Emotionen kanalisiert werden können. Zum anderen erzählt der Film die Geschichte einer Heranwachsenden, die ihren Platz im Leben sucht und zu sensibel ist, um sich auf einen Beruf festzulegen, der von ihr eine mechanische Verhaltensweise verlangt.
Salters Werk besitzt, durch seine sorgfältig komponierte Bildfindung, über seine rein dokumentarische Bedeutung auch eindeutig eine wertvolle künstlerisch-ästhetische Bedeutung.
Teresa Vena
„Almost Heaven„, Regie: Carol Salter
Termine bei der 67. Berlinale, Sektion Generation 14plus:
Donnerstag, 16. Februar, 10:30 Uhr, CinemaxX 1
Samstag, 18. Februar, 12:30 Uhr, Zoo Palast 1