„Eva“ von Benoît Jacquot


Gaspard Ulliel und Isabelle Huppert sind die Hauptdarsteller im franzöisch-belgischen Wettbewerbsfilm "Eva" von Benoit Jacquot. © 2017 MACASSAR PRODUCTIONS - EUROPACORP - ARTE France CINEMA - NJJ ENTERTAINMENT - SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis

Gaspard Ulliel und Isabelle Huppert sind die Hauptdarsteller im franzöisch-belgischen Wettbewerbsfilm „Eva“ von Benoit Jacquot. © 2017 MACASSAR PRODUCTIONS – EUROPACORP – ARTE France CINEMA – NJJ ENTERTAINMENT – SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis

Die Femme fatale schlägt wieder zu

Vor drei Jahren richtete die Berlinale 2015 die Weltpremiere von „Journal d’une femme de chambre“ aus, dem vorletzten Film des Franzosen Benoît Jacquot. Léa Seydoux spielte damals die Hauptrolle in der Verfilmung eines Klassikers der französischen Literatur, von Octave Mirbeau um 1900 erschienen, und wagte damit die direkte Konfrontation mit einem der größten Meister des europäischen Kinos, Luis Buñuel, der bereits 1964 den Stoff in schwarz-weiß eindrücklich bebilderte – über die Sinnhaftigkeit dieses Unternehmens lässt sich streiten.
Auf jeden Fall bearbeitet Jacquot damit ein Sujet, das sich durch seine ganze Filmografie zieht und auch in seinem jüngsten Werk „Eva„, das in diesem Jahr seine Weltpremiere in Berlin feiert, entscheidend ist. Es geht um die Bourgeoisie und ihre Wertevorstellungen, ihre Bigotterie und schließlich intellektuelle Kleinbürgerlichkeit.

Eva (Isabelle Huppert) heißt die Edelprostituierte, die nur auf Termin, bei sich zu Hause oder im Hotel, ihren Kunden – ausschließlich zahlungskräftigen – ihre Dienste anbietet. Sie hat eine Perücke und ist stark geschminkt, feuerrot blitzen ihre Lippen, nur so fühle sie sich in der Öffentlichkeit wohl, behauptet sie. Die Begegnung mit dem jungen, erfolgreichen Theaterautor Betrand (Gaspar Ulliel) bringt Unruhe in den bis dahin genau getakteten Arbeitsalltag. Bertrand feiert große Erfolge in der Pariser Theaterszene mit einem Manuskript, das er einem englischen Schriftsteller entwendet hat, den er als eine Art Gigolo betreute, bevor er verstarb. Verleger und Agentin (Julia Roy), die zugleich seine Partnerin ist, erwarten seit längerer Zeit ein neues Stück von ihm, weswegen er sich unter Druck gesetzt fühlt. Er sucht daher ein Ventil und trifft während einer Geschäftsreise nach Annecy auf Eva, die ihn wegen ihrer Kaltschnäuzigkeit fasziniert.

Bertrand nimmt die Gespräche, die sich zwischen ihnen beiden abspielen, zum Anlass, sie zum Gegenstand seines neuen Theaterstücks zu machen. Gleichzeitig entwickelt er die Besessenheit, Eva mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen und sie in ihn verliebt zu machen. Doch er verfängt sich in einer ungesunden Spirale aus Liebe, Macht und Sucht, in der auch seine mittlerweile Verlobte ihre Rolle spielt.

1 2