„Isle of Dogs“ von Wes Anderson



Im Stil habe sich Anderson stark von Hayao Miyazakis Arbeiten und von Akira Kurosawas Filmen mit städtischem Fokus inspirieren lassen, darunter „Engel der Verlorenen“, „Ein streunender Hund“ und „Die Bösen schlafen gut“. Aber auch Genreeinflüsse aus Science-Fiction und dem Western sind im Film zu finden.
Doch ganz am Anfang standen die Hunde, betont Wes Anderson immer wieder, auch in der Pressekonferenz auf der Berlinale. Die aus heutiger Sicht unverkennbare politische Metapher der Geschichte holte die Crew erst während der Dreharbeiten ein, als der Lauf der Geschichte sich drehte. Deshalb könne „Isle of Dogs“ auch nicht primär als erdachte Illustration eines gesellschaftlichen Spiegels herhalten. Die Überschneidung seines Plots mit dem Lauf der Weltgeschehnisse habe sich zufällig ergeben. Interessant ist vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass 15 von Japans Inseln, meist kleine Fischerdörfer, die inzwischen zu Touristenattraktionen mutierten, von jeder Menge Haustieren, meist Katzen (Asoshima) aber auch Kaninchen überlaufen sind. Auch eine Dog Island (Inujima) gibt es. Die erhielt ihren Namen allerdings nicht durch seine Einwohner, sondern von einem Felsen, der einem sitzenden Hund ähneln soll. Ob dieser Umstand mit einfloss in die Entscheidung, die Dog-Story nach Japan zu verlagern, darüber ist nichts bekannt.

„Isle of Dogs“ hatte das gleiche Budget zur Verfügung wie die Produktion „Der fantastische Mr. Fox“ von 2009, hatte aber dreimal mehr Charaktere und weit über 200 Sets und am Ende über 130.000 handproduzierte Standbilder, so Anderson in einem Interview. 1000 handgefertigte Puppen, 500 Hunde und 500 Menschen, ließ Filmemacher Anderson für seinen zweiten Stop-Motion-Animationsfilm herstellen. Für die individuellen Charaktere musten jeweils fünf Größen, von Übergröße bis Super Small, angefertigt werden. Die Produktion jeder dieser Puppen beanspruchte allein 16 Wochen. Ein Aufwand, der schnell im Supergau enden kann, wenn man beispielsweise erst beim Dreh feststellt, dass einer Puppe die Fähigkeit zu lachen fehlt, obwohl sie für die Figur essentiell ist, erklärte Anderson in Berlin. Jede Puppe basiert im Inneren auf beweglichen Metallskeletten, die auf jedes Detail der Drehbuchvorgaben für die jeweilige Figur abgestimmt sein mussten. Handgesammelte Alpaka- und Merinowolle dienten als Fellersatz und verleihen den Puppen ihre besonders lebendige Streuneroptik.
Die in diesem Film eine ganz eigene narrative Dynamik entwickelnde Musik steuerte bereits zum vierten Mal Oscarpreistärger Alexandre Desplat bei. Taiko-Trommeln bilden ihr Fundament.

Anderson überlässt nichts dem Zufall. Mit gewohnter Präzision, einer schier unendlichen Detailverliebtheit – nicht zuletzt für seine semi-fiktionalen Japanmodelle, für die er lange recherchierte – und der Andersoniversum-typischen Hingabe orchestriert er seine Modelle, Figuren und Geschichten zu einem erneuten Kinohappening. Das Publikum war hingerissen vom neuen Abenteuer und den nur allzu menschlichen Abbildern seiner Spezies auf der großen Leinwand.

Der SprecherInnen-Cast lässt keine Wünsche offen. Von Edward Norton (Rex) über Bryan Cranston (Chief) und Bill Murray (Boss) bis hin zu Greta Gerwig, einer Hundeaktivistin und US-Austauschstudentin, Frances McDormand als legendäre Dolmetscherin Nelson und Yoko Ono als wissenschaftliche Assistentin reicht die Bandbreite und noch weit darüber hinaus. Am Ende nahm der Liebling des Eröffnungsabends einen Bären mit nach Hause und von Bill Murray hieß es dazu: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal als Hund zur Arbeit gehe und dann mit einem Bären nach Hause gehe.“

SuT

Isle of Dogs – Ataris Reise„, Regie: Wes Anderson; SprecherInnen: Liev Schreiber, Koyu Rankin, Edward Norton, Bryan Cranston, Bill Murray, Jeff Goldbloom, Bob Balaban, Konichi Nomura, Francis McDormand, Yoko Ono, Greta Gerwig, Scarlett Johansson, Tilda Swinton, Yoko Ono, Harvey Keitel, Kinostart: 10. Mai 2018

„Ilse of Dogs“ war nicht nur der erste Animationsfilm, der die Berlinale eröffnete, sondern gewann auch den Silbernen Bären für die Beste Regie auf der 68. Berlinale.

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