„Weitermachen Sanssouci“ von Max Linz


Hochschule als Labor? Oder doch als Ort der Ausbeutung? Selbstverwirklichung vs. Selbstbeweihräucherung? Max Linz formuliert diese Fragen mit Sophie Rois in „Weitermachen Sanssouci“ im Berlinale Forum. © Carlos Andrés Lopéz & Amerikafilm

Positive Irritationseffekte

Der junge deutsche Filmemacher Max Linz präsentiert mit „Weitermachen Sanssouci“ eine erfrischende und bitterböse Satire auf das deutsche Bildungssystem und die Intelligenzija des Landes.

„Idealismus und Verwaltung sind kein Widerspruch“, sagt Professor Abstract-Wege vom Institut für Kybernetik der Universität Berlin. Sein Name, so wird sich herausstellen, steht für seine gesamte Berufsgruppe und könnte als Untertitel für den Film verwendet werden. Max Linz‘ aktueller Spielfilm feierte auf der diesjährigen Berlinale im Forum seine Premiere. Linz steht für eine junge Generation von deutschen Filmemachern (neben beispielsweise Julian Radlmaier, „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes„, Berlinale 2017), die sich für eine intellektuelle Art des Geschichtenerzählens entscheiden, die sich auf Dialoge konzentriert, mit reduzierten Mitteln arbeitet, aber dennoch eine hervorragende, eigenständige Bildsprache schafft. Ihre überzeugenden Erzeugnisse erregen bisher leider nur sehr wenig Aufmerksamkeit, vor allem, weil sie die traditionellen Sehgewohnheiten konterkarieren und den Betrachter auffordern, sich aktiv mit der Materie auseinanderzusetzen und sich in Frage zu stellen.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes von Julian Radlmaier und das Interview mit dem Regisseur.

Die Bibliothek des Instituts wurde von den Studenten besetzt. Sie befürchten, dass die Universität nach den Regeln der Ökonomie umgestaltet wird, um zu einem profitableren und praktischeren Ergebnis der Forschungen zu führen. Gleichzeitig kritisieren sie, dass das, was ihnen beigebracht wird, nicht der realen Außenwelt entspricht und sie daher nicht darauf vorbereitet. Es ist dieses Paradoxon, das im Zentrum von „Weitermachen Sanssouci“ steht. Die Hauptfigur Phoebe Phaidon (Sarah Ralfs) ist eine junge Klimawissenschaftlerin, die im Auftrag der Institutsleiterin Brenda Berger (Sophie Rois) ein Seminar zum Thema „Simulationsforschung“ übernimmt.

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