„Acht Uhr Neunundzwanzig“ von Charlot van Heeswijk (Juni 17)


"Acht Uhr Neunundzwanzig" von Charlot van Heeswijk ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats im Juni 2017.

„Acht Uhr Neunundzwanzig“ von Charlot van Heeswijk ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats im Juni 2017.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach Welcome to Mumbai“ von Linus Ma im März, Robot Dance“ von Matthias Fritsch im April und Simon Newby“ von Marissa Medal folgt im Juni als Open Screening Kurzfilm des Monats „Acht Uhr Neunundzwanzig“ von Charlot van Heeswijk.

Viel Vergnügen mit unserem Interview mit Regisseurin Charlot van Heeswijk und ihrem Kurzfilm „Acht Uhr Neunundzwanzig„…

Regisseurin Charlot van Heeswijk. Foto: Privat

Regisseurin Charlot van Heeswijk. Foto: Privat

Charlot, worum geht es in deinem Film?
Charlot van Heeswijk:
Acht Uhr Neunundzwanzig“ erzählt die Geschichte von Martin, einem spießigen Eigenbrötler, der seinen Alltag stets minutiös durchplant. Eines Morgens fällt ihm dummerweise seine Armbanduhr runter und zu seinem Entsetzen muss Martin später feststellen, dass die Zeit nicht nur auf dem Ziffernblatt stehen geblieben ist, sondern alles um ihn herum wie eingefroren ist. Nur Martin selbst ist davon verschont geblieben und ist deswegen schon bald mit einem Gefühl konfrontiert ist, an das er sich nur noch vage aus seiner Kindheit erinnert: Langeweile.

Wie ist die Idee dazu entstanden?
Der Film ist im Rahmen meiner Bachelor-Bewerbung für den Studiengang Regie an der Filmuniversität Konrad Wolf entstanden. Mein Kameramann, Jannis Tiedemann, wollte sich ebenfalls an der Filmuni für Cinematography bewerben, also haben wir beschlossen, das Ding zusammen zu machen. Das Thema „Zeit(druck)“ kam dabei mit der nahenden Deadline von ganz alleine auf. Ich musste immer wieder daran denken, was für eine Rolle Zeit in meiner Kindheit gespielt hatte, und wie ich oft Stundenlang in fiktiven Traumwelten versunken bin, ohne es zu merken – oder wie eine halbe Stunde warten mir vorkam wie eine Ewigkeit. Langeweile zwingt einen dazu, kreativ zu werden, und das Beste aus einer Situation zu machen… Wenn wir erwachsen sind, langweilen wir uns leider viel zu selten und haben verlernt, zu Träumen. Angeblich haben wir keine Zeit mehr dafür und vergessen dabei, dass wir allein dafür verantwortlich sind, was wir aus unserer Zeit machen.

Wie wurde gedreht?
Der Film wurde zum größten Teil mit einer Canon 5D Mark III und ein paar alten Festbrennweiten gedreht. Für die Slowmotion-Aufnahmen haben wir uns eine Sony FS7 besorgt.

Wie war die Arbeit am Film?
Acht Uhr Neunundzwanzig“ war sowohl mein als auch Jannis’ erstes eigenes Projekt, weswegen die Vorbereitungen sowie der Dreh mit einigen Hürden verbunden waren. Zudem haben wir vier der insgesamt fünf Drehtage mit einem Team von sechs Leuten in der 27qm Wohnung eines Freundes verbracht – Crew, Schauspieler und Equipment standen sich also ständig im Weg und spätestens an Tag 4 hat sich so langsam bei allen der Lagerkoller eingeschlichen. Wir hatten einfach wahnsinnig Glück, dass sich so ein motiviertes, junges und talentiertes Team für den Dreh zusammengefunden hat! Und auch unserem fantastischen Hauptdarsteller Michael Merlin gebührt an dieser Stelle ein großes Danke. Wir hatten die Rolle auf den schwarzen Brettern der Filmhochschulen ausgeschrieben, aber im Casting war sofort klar, dass Michael unser Martin ist. Dass er für die Rolle eine Woche lang freiwillig mit einem Schnauzer rumgelaufen ist, kann ich bis heute kaum fassen.

Du bist in einer Person für Buch, Produktion, Regie und Schnitt verantwortlich. Hattest du den Film so wie er geworden ist von Beginn an vor Augen oder hat sich in den verschiedenen Phasen der Produktion – z.B. beim Schnitt, der dem Film einen tollen Rhythmus gibt – noch viel verändert?
Zu meiner eigenen Überraschung ist der fertige Film sogar sehr nah am Buch! Es gab von Anfang an etwas Raum für Improvisation und das Drehbuch war an manchen Stellen eher locker formuliert – es gibt ja keinen wirklichen Dialog. Wir haben zusätzlich zur Shotlist ein ausführliches Storyboard erstellt, was sehr gut funktioniert hat, da wir versucht haben, den Schnitt von Anfang an zu berücksichtigen. Das hat mir in der Post-Produktion viel Zeit und Mühe erspart. Die eine oder andere Idee ist erst am Set entstanden, aber gerade im Rhythmus ist der Film unserer ursprünglichen Vorstellung sehr treu.

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