„Before Midnight“ von Richard Linklater
Die Entscheidung, Jesse und Celine als angeschlagenes Ehepaar in den Vierzigern zu zeigen, das um seine Liebe kämpft und versucht zu retten, was vielleicht nicht mehr zu retten ist, war eine von vielen Möglichkeiten, die Geschichte fortzusetzen, berichtet Ethan Hawke auf der Pressekonferenz. Und auch wenn es ein wenig schmerzt: Wahrscheinlich war es der einzig mögliche Weg, die Geschichte glaubhaft in die Gegenwart zu transportieren. Denn nicht nur Jesse und Celine sieht man die vergangenen 18 Jahre an, auch Ethan Hawke und Julie Delphy haben sich weiter entwickelt – nicht nur äußerlich. Beide agieren deutlich routinierter und sicherer vor der Kamera. Ethan Hawke spielte in den vergangenen Jahren vorrangig Theater und schrieb zwei Romane, Julie Delphy ist ins Regiefach gewechselt und tritt nebenbei immer wieder als Musikerin auf. Die Gesten und Mimiken der Beiden, während sie sich kommentieren, sich ins Wort fallen oder ergänzen, zeigen zwei reife Schauspieler, die genau wissen, was sie erzählen wollen.
Der romantische Zauber, den die beiden Vorgänger-Filme hinterlassen, muss dennoch einer postromantischen Stimmung weichen. Es geht eben nicht mehr darum, ob Jesse und Celine sich jemals wieder sehen, sondern ob sie in der Nacht, nachdem sie einander schonungslos den Stand ihrer Gefühle gebeichtet haben, wirklich mehr als Versöhnungssex haben werden. Zu wünschen wäre es diesem einzigartigen Filmpaar jedenfalls. Einen vierten Teil, so versichern die drei, werde es jedoch nicht geben. Aber das hieß es nach den ersten beiden Filmen ja auch schon.
Text: Cosima Grohmann
„Before Midnight“ Regie: Richard Linklater, Drehbuch: Julie Delpy, Richard Linklater, Ethan Hawke, Darsteller: Julie Delpy, Ethan Hawke, Ariane Labed, Seamus Davey-Fitzpatrick, Athina Rachel Tsangari, Kinostart: 6. Juni 2013