„Ordinary people“ von Byungjune Kim


Im Vordergrund des Filmes steht das Thema Arbeitsalltag der koreanischen Mittelschicht. Wie bereits aus anderen Filmen klar wird (Siehe beispielsweise den Amoklauf im Büro in Office“ von Wonchan Hong), prägen diesen eine hohe Belastung mit Überstunden am Abend und am Wochenende in riesigen Grossraumbüros und einer starren, steilen Hierarchie. Die Angestellten hangeln sich von Beförderung zu Beförderung, die in einem festen Intervall stattfinden, solange sich der Kandidat nichts zu Schulden kommen lässt. Es herrscht das Prinzip des nach oben Kuschen und nach unten Treten. Auch Jaepil lässt sich Erniedrigungen in Form von Beschimpfungen und körperlicher Gewalt – Ohrfeigen, Schienbeinkicken – gefallen.

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Doch diese steckt er nicht nur seitens seines mehr als fragwürdigen Vorgesetzten ein, der es sich abends in der Karaokebar gutgehen lässt, sondern auch von seiner Schwiegermutter, die ihn beschimpft, keinen Erfolg gehabt zu haben und er deswegen ihrer Tochter nichts bieten könne. Dazu triezt ihn die Polizei, die sich vollkommen unbelehrbar, denkfaul und ineffizient darstellt – wie in vielen koreanischen Filmen. Ihre Hörigkeit gegenuber Autorität und angeblich Mächtigen verblendet die Staatsdiener gegenüber logischen Schlussfolgerungen und Ermittlungsarbeit.

Obwohl diese Grundkonstellation bedrängend wirkt, erzählt Kim seine Geschichte mit viel Humor. Jaepil trifft auf seiner Flucht auf mehrere Wegbegleiter, wie einen Kleinkriminellen und dessen Freundin, die ihm gemeinsam mit den „Bären-Brüdern“ behilflich sein wollen. Kim hat skurrile Figuren entwickelt, die trotz der insgesamt einfachen Geschichte den Film zu einem kleinen Meisterwerk des schwarzen Humors machen.

Teresa Vena

Ordinary People„, Regie: Byungjune Kim, Darsteller: Sungchun Han, Bora Hwang, Sangkyun Kim, Yijoo Hong, Sulgu Lee, Hyohun Ho, Jaegu Lee

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