„Die Insel der besonderen Kinder“ von Tim Burton


Tim Burton verarbeitet in seinem neuen Film „Die Insel der besonderen Kinder“ erneut einen märchenhaften Stoff, in dem Kinder die Hauptrolle spielen und sich in der Konfrontation mit den Erwachsenen, die sich keine Träume oder Fantasievorstellungen mehr erlauben, als wider Erwarten stark und mutig herausstellen. Nur ihnen bleibt die Welt des Übernatürlichen, in der bedingungslose Freundschaft und Liebe herrschen, vorbehalten.

Jake fühlt sich in der Schule zurückgesetzt, von seinen Eltern missverstanden, da findet er in der Kindergemeinschaft endlich Anschluss, denn auch er ist „besonders“. Die Definition dieses Besonderseins wackelt aber im Laufe der Geschichte, sie wirkt nicht überzeugend. Während es bemerkenswert erscheint, dass ein Junge Herzen von Tieren und Menschen verpflanzen kann und so neues Leben schafft und ein Mädchen Pflanzen nach ihrem Willen wachsen lassen kann, bleibt es andererseits fragwürdig, welchen Nutzen man von einem zweiten Mund am Hinterkopf haben sollte.

Neben den eindeutig humorvollen, vergnügten und verspielten Szenen besteht der Film aus zahlreichen, und für den Grundeindruck dominierenden, grausamen und gespenstigen Episoden, die ihn, so scheint es, für ein Pubilkum von Kindern weniger geeignet machen. Darin unterscheidet sich „Die Insel der besonderen Kinder“ von Burtons „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005), ein Film, der insgesamt schlüssiger, einheitlicher wirkt und eben auch als Kinderfilm funktioniert. Mit seinem aktuellen Werk nähert er sich eher an seine Werke „Sweeney Todd“ (2007) und „Alice im Wunderland“ (2010) an, bei denen sich Burton stärker dem Geschmack von Erwachsenen anpasst.

Der Film muss als einer der schwächsten Filme des Regisseurs gelten, selbst Burtons bisher eigenständige Bildästhetik mit der satten Farbgebung verliert hier an Eindringlichkeit, während sich die Geschichte kaum von anderen fantastischen Abenteuergeschichten unterscheidet. Sie ist zudem an vielen Stellen unverständlich konstruiert und pathetisch aufgeladen. Dass für US-amerikanische Intellektuelle das Böse immer wieder direkt oder indirekt mit den deutschen Nazis zusammenhängend gedacht wird, stimmt zusätzlich missmutig.

Teresa Vena

Die Insel der besonderen Kinder„, Regie: Tim Burton, Darsteller: Asa Butterfield, Ella Purnell, Eva Green, Samuel L. Jackson, Judi Dench, Allison Janney, Chris O’Dowd, Terence Stamp, Kinostart: 6. Oktober 2016

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