„Easy“ von Toby Wulff (Sep 16)
An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.
Berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach „KIN„ von Rudolf Fitzgerald-Leonard im Juli und „SZuper„ von Kőrösi Mátè im August präsentieren wir euch im September „Easy“ von Toby Wulff.
Viel Vergnügen beim Interview mit Regisseur Toby Wulff und seinem Musikvideo…
Worum geht’s in deinem Musikvideo zu „Easy“ von I’m not a Band?
Toby Wulff: Im Song geht es um ein Mädchen, dass unter einer psychosomatischen Krankheit leidet, sich mehr und mehr von der Außenwelt abschottet und sich in ihren eigenen vier Wänden einigelt. Wir haben uns dazu entschlossen, die Geschichte als Tanzperformance zu erzählen. Sie beginnt zaghaft mit der offensichtlich verunsicherten Protagonistin, sie unternimmt einige Versuche, aus ihrem Teufelskreis auszubrechen,erleidet allerdings immer wieder Rückschläge.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Bereits vor einigen Jahren habe ich für I’m not a Band ein Musikvideo produziert („Time on Fire„). Ich hatte mal wieder Lust, etwas für die Jungs (Stephan und Simon) zu produzieren, da ich auch die Musik sehr mag und ich es liebe, gerade bei Musikvideos immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Ursprünglich wollte ich „Easy“ komplett im Studio drehen. Stephan und Simon hingegen, hatten schon von Anbeginn unserer gemeinsamen Planung die sehr gute Idee, ein Tanzvideo zu dem Song zu drehen. Daran haben wir festgehalten und das Konzept weiter ausgebaut.
Wie läuft es bei Musikvideos für gewöhnlich, haben Musiker oder Labels schon klare Vorstellungen oder konntest du als Regisseur relativ frei arbeiten?
Das ist sehr unterschiedlich und hängt insbesondere davon ab, wer das Musikvideos initiiert und welche Rolle ich dann spiele. Die meisten Musikvideos, bei denen ich auch Regie führe, produziere ich bis hin zur Postproduktion selbst, so wird das Konzept meistens gemeinsam mit den Musikern erarbeitet. Oft habe ich schon sehr konkrete Ideen, vieles entsteht dann noch während des Drehs spontan, wird ergänzt, weggelassen oder anders umgesetzt als geplant. Musikvideos müssen sorgfältig geplant werden und so wenig wie möglich dem Zufall überlassen werden, doch sehe ich in diesem Genre eine großartige Möglichkeit, sich immer neu zu erfinden und auszutoben. Ist es eine reine Auftragsproduktion, so verhält es sich meist ähnlich wie bei anderen Auftragsproduktionen. Man wird i.d.R. dafür beauftragt, gewisse Entscheidungen zu treffen bzw. abzunehmen. Meine persönliche Erfahrung in der Filmproduktion ist: Je weniger Budget in einer Produktion steckt, desto mehr wollen die Leute mitreden, desto komplizierter wird es. Das trifft nicht immer zu, aber auch nicht selten. Werde ich hingegen „nur“ als Regisseur ins Boot einer Produktion geholt, kann es durchaus sein, dass die Handlung gewissermaßen vorgegeben ist und es nur noch um die Umsetzung geht. Einen Anspruch habe ich allerdings immer an Musikvideos: Mir geht es in erster Linie nicht um das Erzählen einer komplexen Geschichte. Musikvideos müssen kurzweilig sein und unterhalten. Man soll, wie damals beim Musikfernsehen, jederzeit reinzappen können und direkt bei der Sache sein und sich gut unterhalten fühlen. Musikvideos sind die Visualisierung von Musik und sollen die jeweilige Stimmung des Songs transportieren. Ich stelle auch nicht das Radio morgens im Badezimmer an und sage mir: „Den Song muss ich jetzt nochmal von vorne hören, da habe ich jetzt nicht so ganz verstanden, um was es geht.“ Es geht um Emotionen und Gefühle und zu aller erst: um Unterhaltung.
Wie wurde gedreht?
„Easy“ haben wir ganz minimalistisch mit sehr kleinem Besteck gedreht. Gedreht wurde auf einer kleinen Canon DSLR, einem 120cm DSLR-Slider und einiges an Licht hatten wir auch am Start. Das waren ganz einfache Tageslicht-Softboxen und etwas an Kunstlicht. Da bereits klar war, dass es ein Schwarz-Weiß-Video werden und alles einen surrealen, gleißenden und überbelichteten Look haben sollte, gab es auch keine Probleme, die vorhandenen Kunst- und Tageslichtlampen aufeinander abzustimmen. Die Crew war zahlenmäßig sehr übersichtlich: Wir waren zu zweit. Rechnet man jetzt noch das Catering hinzu und den niedlichen Sethund für gute Laune, dann waren wir zu viert. Der Kontakt zur großartigen Tänzerin Anna Holmström kam über Stephan und Simon. Anna befand sich damals gerade im Finale der Castingshow „Got to Dance“, über Anna kam dann auch ihr Tanzpartner Malik ins Boot. Gedreht haben wir in einer leerstehenden, weiß gestrichenen Penthouse-Wohnung mit einer großzügigen Glasfront und wunderbarem Ausblick. Das hat auch die Idee nochmals ganz gut unterstrichen. Es sieht erst einmal alles sehr frei und unbeschwert aus und dennoch ist die Protagonistin gewissermaßen gefangen.