„Bobry“ („Bieber“) von Hubert Gotkowski


Bobry_ScreenieSchnaps, Kippen, Punkrock

Bobry“ („Bieber„) von Hubert Gotkowski ist ein Feuerwerk scheppernder Punkmusik, saufender Jungs und jeder Menge Situationskomik. Bei filmPOLSKA ist er im voll besetzten Club der polnischen Versager zu sehen, wo jeder Witz zündet und mit lautem Lachen belohnt wird. Während des Festivals ist der Club die Homebase der polnischen Off-Kino-Szene. „Dieser Film wird nie im Kino laufen, nie auf DVD heraus kommen. Ihr seht ihn heute wahrscheinlich das erste und letzte Mal“, kündigte Adam Gusowski vom CPV den Film an. Wünschen würde man „Bobry“ und seinem jungen Regisseur Hubert Gotkowski aber die große Kinoleinwand. Der mit Kleinstbudget und von Hobby-Filmemachern gedrehte Film besticht vor allem durch eine skurrile, unaufgeregt inszenierte Geschichte und sympathische Figuren.

Passend zum Ort der Festival-Aufführung haben die drei Mitglieder der Band „Bobry“ – Marcin, Klocek und Damian – noch nicht besonders viel erreicht in ihrem Leben. Marcin ist sogar so verdrossen, dass er an Selbstmord denkt. Das wiederum – hallo Skurrilität! – ruft den „Sensenmann“ und passionierten Rocker Kosiarz auf den Plan, der Marcin ins Jenseits überführen will. Marcin überlegt es sich jedoch in letzter Sekunde anders, sehr zu Kosiarzs Leidwesen, der mit Marcins Tod seine anstrengende Karriere hätte beenden können. Statt sich ins Jenseits zu befördern, beschließt Marcin mit seiner Band doch noch groß herauszukommen. Die ehemaligen Bandkollegen sind schnell überzeugt, der Weg zum Erfolg ist jedoch steinig. Zwar ist Marcin dem Tod von der Schippe – beziehungsweise aus dem Auto – gesprungen, doch damit fangen die Verstrickungen und Probleme auf Erden und im Jenseits erst an.

Verantwortlich für Buch und Regie bei "Bobry": Hubert Gotkowski. Foto:  Jakub Świetlik

Verantwortlich für Buch und Regie bei „Bobry“: Hubert Gotkowski. Foto: Jakub Świetlik

Schon während seines Informatik-Studiums hatte Hubert Gotkowski mit Freunden auf Partys gedreht und kleine Filme daraus geschnitten. Mit „Manna“ feierte er 2006 einen ersten großen Erfolg. Dem Regisseur Maciej Ślesicki gefiel „Manna“ so gut, dass er Gotkowski die Möglichkeit gab, eine professionelle Version des Films zu drehen. „Der Unterschied zwischen den beiden Versionen ist riesig. Und auf dem Set habe ich viel über das Filmemachen gelernt“, so Gotkowski. Trotzdem ist das Filmemachen bis jetzt ein Hobby geblieben. Seinen Lebensunterhalt verdient sich der Regisseur als Informatiker. Zwar genießt er die Freiheit des No- oder Low-Budget-Filmers, doch „mit einem Off-Film kann ich das, was ich im Kopf habe, nicht so umsetzen, wie ich es möchte. Es ist schon etwas anderes, mit Budget und professionellem Equipment zu arbeiten.“

Gila Hofmann

Bobry“ („Bieber„), Regie: Hubert Gotkowski, Darsteller: Wojciech Solarz, Robert Jarociński, Sebastian Stankiewicz, Kajetan Woniewicz

Die Kritik von Gila Hofmann entstand im deutsch-polnischen Programm „Über Filme schreiben ist über die Welt schreiben“ für junge Journalisten und Filmkritiker.

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