„Frantz“ von François Ozon


Der neue Ozon: Anna (Paula Beer) erzählt Adrien (Pierre Niney) von Frantz. © X-Verleih

Der neue Ozon: Anna (Paula Beer) erzählt Adrien (Pierre Niney) von Frantz. © X-Verleih

Besuch aus der Vergangenheit

François Ozon setzt sich mit seinen Filmen, die sich im Allgemeinen einer eindeutigen Kategorisierung widersetzen, von der aktuellen französischen kinematografischen Produktion ab. Er mischt vielfach Burleske, Komödie, Musical und Melodrama. Ozons Geschichten spielen selten in der Gegenwart, meistens eignet sich der Regisseur eine bestimmte Epoche an, die er nach seinen Vorstellungen adaptiert, bis sie als fantastische Parallelwelt fungiert. Ging es bisher mit einer Vorliebe für die 1970er und 1980er Jahre mehr um die jüngere Vergangenheit, spielt „Frantz“ nun am Ende des Ersten Weltkriegs.

1919 besucht ein junger französischer Soldat (Pierre Niney) in Quedlinburg das Grab eines ein Jahr zuvor im Krieg gefallenen deutschen Soldaten. Im Anschluss sucht er die Eltern (Ernst Stötzner und Marie Gruber) des Toten auf, die im ersten Moment von seiner Anwesenheit überfordert sind, doch bald in ihm einen alten Freund des Sohnes Frantz (Anton von Lucke) zu erkennen glauben. Beim älteren Ehepaar lebt zudem Frantz‘ Verlobte (Paula Beer), der der Fremde ebenfalls in kurzer Zeit ans Herz wächst.

Im Dorf stößt die Verbrüderung der Familie mit Adrien auf Unverständnis, ist der doch Franzose und repräsentiert den Feind, der die Schuld am Tod vieler Söhne der Stadt trägt. Adrien seinerseits ist offensichtlich schwer traumatisiert von seinen Erlebnissen im Krieg, zusätzlich kämpft er mit einem persönlichen Geheimnis, das zwischen ihm und der deutschen Familie steht.

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