„Girl“ von Lukas Dhont
Auf ähnlich sensible Weise handelt der argentinische Vorläufer von einem 15-jährigen Kind, das die Genitalien beider Geschlechter besitzt, so wie offenbar jährlich eins von 1000 Kindern als Hermaphroditen zur Welt kommen. Mit der Einnahme von Medikamenten wurden die männlichen Hormone zurückgedrängt (in westlichen Krankenhäusern herrscht bisher die Tendenz bei der Geburt eines der Geschlechter operativ zu entfernen) und Alex lebte erst als Mädchen, fühlt sich aber auch Junge. Beide Filme blicken sowohl auf das Innenleben des betroffenen Kindes als auch das der Eltern. Dhont erwähnt, dass er sich von einem Zeitungsartikel über genau ein Mädchen im Körper eines Jungen, das Ballerina werden wollte, inspirieren ließ. Er wollte die Geschichte dieser mutigen jungen Person in den Vordergrund rücken, von Akzeptanz, Einfühlungsvermögen und Durchsetzungswillen erzählen.
Die Kraft von „Girl“ liegt eindeutig in der Wahl der Thematik. Die Kameraführung und Bildfindung bleiben dahinter zurück, fallen nicht weiter auf, außer dass sie einheitliches und professionelles Gesamtbild ergeben. Herausragend und essentiell für das Gelingen des Films ist die schauspielerische Leistung des jungen Darstellers Victor Polster als Lara. In „Girl“ übernimmt der 16-jährige Tänzer seine erste Filmrolle, die mit Preisen geehrt wurde.
Teresa Vena
„Girl„, Regie: Lukas Dhont, Darsteller: Victor Polster, Nele Hardiman, Arieh Worthalter, Kinostart: 18. Oktober 2018