„Kafkas Der Bau“ von Jochen Alexander Freydank


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Ganz unberechtigt sind Franz‘ Sorgen aber nicht, denn das Haus und die ganze Stadt scheinen auf einen fortschreitenden Verfall zuzusteuern. Der Film verknüpft die Geschichte des psychischen Niedergangs eines Mannes mit der eines apokalyptischen Zerfalls der gesellschaftlichen Zivilisation, die ihn umgibt, ohne dass sich der Zusammenhang für den Zuschauer erschließen würde. Doch beeindruckt die Zeichnung des wachsenden Wahnsinns der Hauptfigur sehr, umso mehr, als hier auf wenige, einfache Stilmittel zurückgegriffen wird. Dominant sind eine sparsame Ausleuchtung der Szenen, die an die Vorliebe für fahle Farben in der Art von zuletzt, zum Beispiel, Anton Corbijn („A Most Wanted Man„) erinnert, und harte Schnitte. Zusätzlich wählt der Regisseur regelmäßig Einstellungen aus der Froschperspektive, die die empfundene Bedrohung des Protagonisten effektiv veranschaulichen.

Freydank konnte einen bemerkenswerten Stab an herausragenden Schauspielern für den Film verpflichten. Axel Prahl, dem tragisch-depressive Rollen gut stehen (siehe insbesondere „Die Schimmelreiter„, 2008), verkörpert die Hauptfigur überzeugend, würde er doch nicht ganz so stark nuscheln. Josef Hader spielt den unsympathischen Hauswart, Devid Striesow den Schlosser und Roeland Wiesnekker einen der Nachbarn.

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Mit „Kafkas Der Bau“ hat Freydank ein eindringliches Gemälde eines innerlich-psychischen und äußerlich-sozialen Schreckenszustands geschaffen. Der Film streift die Gattungen Psycho-Thriller, Horror-Thriller und Dystopie. Die Nähe zur Textvorlage besteht darin, dass der Ich-Bericht der Hauptperson ausschließlich aus Zitaten aus dem Monolog der Erzählfigur bei Kafka besteht. Die Transposition des Stoffes bleibt im Übrigen sehr frei. Die latente Ironie des Kafkaschen Textes kommt im Film kaum zur Geltung.

Teresa Vena

Kafkas Der Bau„, Regie: Jochen Alexander Freydank, Darsteller: Axel Prahl, Josef Hader, Roeland Wiesnekker, Devid Striesow, Robert Stadlober, Kinostart: 9. Juli 2015

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