„Kaptn Oskar“ von Tom Lass


Amelie Kiefer und Tom Lass

Amelie Kiefer und Tom Lass

Bitte nicht schlagen!

Tom Lass dreht kleine, zerbrechliche Filme mit kleinstem Budget. Aber dies ist nicht die einzige Gemeinsamkeit seines filmischen Schaffens, das sich bis dato aus zwei Langfilmen ergibt – „Papa Gold“ (2010) und nun „Kaptn Oskar“ (2013). Letzterer feierte beim diesjährigen Max Ophüls Preis Premiere, am gestrigen Abend (19. April) dann im Babylon Mitte bei achtung berlin, der ersten Vorführung am Entstehungs- und Handlungsort. Und es dürfte wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis dieser leicht zerschossene, aber doch äußerst liebenswerte Film auf deutschen Kinoleinwänden zu sehen sein wird. Das Verbindende von „Papa Gold“ und „Kaptn Oskar“ ist zunächst einmal Tom Lass selbst, der nicht nur für Regie, Schnitt und Drehbuch einstand, sondern auch für die Besetzung der männlichen Hauptrolle. Und die Typen, man kann sie nicht anders nennen, die Lass verkörpert, richten ihre Aufmerksamkeit in beiden Filmen auf dasselbe Thema: Beziehungsgeflechte und die daraus resultierenden Komplikationen.

Dinge also, mit denen man sich mehr oder weniger gut auskennt, kann man ihnen doch selbst kaum entgehen. Und wie Lass seinen Denny („Papa Gold„) und Oskar („Kaptn Oskar„) durch allerlei Verwirrspiele schickt, das macht schon Spaß. Zumindest denen, die sich gern mit dem Klein-Klein zwischenmenschlicher Konstellationen beschäftigen, die, man ahnt es, in Wirklichkeit doch an weit größeren Debakeln des menschlichen Seins kratzen. Wer keine Lust auf verkappte Twentysomethings in gewohntem Hauptstadt-Colorit hat, dem sei hingegen abgeraten, auch nur einen Schritt in den Lass’schen Kosmos zu unternehmen – er wird an improvisierten Dialogen und mit sicher hadernder Männlichkeit kapitulieren.

2010 war es Denny, dessen Fokus auf die simple Aufgabe gerichtet war, möglichst viele Frauen in die Kiste zu bekommen. Dieser Tage ist es hingegen die Abwesenheit von Sex, mit der sich Oskar irgendwie arrangieren muss. Denn seine neue Freundin Masha (Amelie Kiefer) bevorzugt für jene Form der Intimität Männer im fortgeschrittenen Alter, Vaterfiguren. Oskar ist gut zum Kuscheln, zum durch die Straßen tanzen, Inlineskaten – höchstens noch zum Rumknutschen. Und für alles, was darüber hinaus geht, hat Masha Oskar einen Brusttag zugestanden, der ist jeden Mittwoch, und hat mit Sex ungefähr so viel zu tun wie Fensterputzen mit Tantra. Heißblütiger verfährt da schon die Ex, namentlich Alex (Martina Schöne-Radunski) – und das auf ganzer Linie. In Oskars Kellerwohnung ist nach einem Besuch von Alex nichts mehr wie es vorher war. Denn Alex kam mit einem Benzinkanister und verwandelte Oskars Einrichtung kurzerhand in das, was ihre Beziehung zu diesem Zeitpunkt schon lange war: Trümmer. So richtig funktioniert das mit dem Loslassen allerdings auch nicht, was für beklemmende, streckenweise frustrierende, aber großteils unterhaltsame Situationen sorgt.

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