„Kaptn Oskar“ von Tom Lass



Klar ist: So richtig weiß keine Figur dieses Dreiecks, was sie eigentlich will. Oskar deutet es manchmal rudimentär an – geschlagen werden, zum Beispiel von Alex, möchte er nicht mehr. Schlafen mit Masha hingegen schon. Die aber nicht mit ihm. Und Alex fordert, dass sich Oskar endlich entscheidet. Denn, so unverständlich es anmuten mag, der Filmtitel „Kaptn Oskar“ ist gar nicht ironisch. Der Phlegmatiker hat die Fäden in der Hand, gerade weil er den Entschluss scheut und das involvierte weibliche Personal dabei gehörig terrorisiert. Übel nehmen kann man es ihm aber nicht. Und das ist wohl der Grund, warum man diesem Oskar dennoch gerne dabei zuguckt, wie er durch sein Leben eiert. Bewegung findet statt, manchmal sogar in recht hysterischen Bahnen, ein Schritt in eine Richtung wird hingegen nur schwerlich unternommen.
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Und so endet die einzige wirkliche Fahrt, die aus den alten Mustern und somit auch aus Berlin, genau an dem Ort, wo sie angefangen hat. Nämlich im blauen VW-Bus, mit Masha, zurück in die Stadt. Was dann passiert, bleibt dem Zuschauer überlassen. Im Kinosessel jedenfalls verharrt er wohl ein bisschen unschlüssig. Weil es ein Leichtes wäre, „Kaptn Oskar“ als komödiantisch-tragischen Sidekick abzutun, bei dem es ein paar ganz schöne Lacher gibt. Und erleichtert zu denken, dass man ja glücklicherweise völlig anders sei, als all diese sich selbst sabotierenden Charaktere. Wenn man aber ehrlich ist, dann stellt man doch fest, dass derartige Dilemma nicht nur Kinogeschichtchen sind. Das macht dann kurz stutzig. Im besten Fall aber kommt man zu dem Schluss, das hochgeworfene, rudernde Arme, die immer in eine konkrete Richtung zeigen, mit der Realität nicht viel gemein haben. Die ist nun einmal so frustrierend wie spannend wie irreführend. Tom Lass scheint das zu wissen. Eine Lösung fällt ihm deswegen aber noch lange nicht ein. Und das ist wunderbar, bemüht sich das deutsche Kino doch immer wieder genau um diesen sauberen Ausgang für sein Publikum – und scheitert. Lass hingegen konzentriert sich lieber auf den Störfall. Den zu begreifen, ist schon Arbeit genug.

Carolin Weidner

„Kaptn Oskar“, Regie: Tom Lass, DarstellerInnen: Tom Lass, Amelie Kiefer, Martina Schöne-Radunski, Christian Kuchenbuch, Gunnar Teuber, Thomas Schmuckert, Kinostart: 11. Dezember 2014, DVD-Start: 30. April 2015

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