„Kleine Dellen“ von Aleksandra Gowin und Ireneusz Grzyb – filmPolska
Bald lernt Asia Piotr (Szymon Czacki) kennen, der Plastikdosen in Kisten verpackt. „Du darfst mich nicht anfassen.“, sagt sie kühl und lehnt das erste Händeschütteln ab. Auf die Frage, warum er das nicht dürfe, entgegnet sie trocken: „Keine Ahnung. Weil sonst die Welt unter geht“. „Kleine Dellen“ zeichnet sich durch wunderbar pointierte Dialoge aus, die sagen wollen, dass nichts passiert, den Zuschauer das Geschehen aber gleichzeitig erfühlen lassen.
Nach den 82 Minuten fragt sich der Besucher, was das für Leute waren, die er beobachtet hat, die Ameisendokus lieben, Katzen im Tümpel hinter der Plattensiedlung verbrennen oder eine Dreierorgie im Weizenfeld antesten. Die Antwort gibt das Werk selbst: „Ganz normale Leute. Der eine groß. Der andere klein.“
Der Film funktioniert wie eine Art Collage aus dem Leben der drei Figuren. Als Zuschauer versuchen wir, den Protagonisten näher zu kommen und lassen uns mit Freude in die Ästhetik dieses unprätentiösen Filmes fallen. Am Ende fehlt etwas Rhythmik und Geschichte, sodass „Kleine Dellen“ wie eine eklektische Zusammensetzung schöner Momente und filmischer Experimente wirkt.
Nadine Schindler
„Kleine Dellen“ („Male stluczki„), Regie: Aleksandra Gowin & Ireneusz Grzyb, DarstellerInnen: Helena Sujecka, Arkadiusz Jakubik, Agnieszka Pawełkiewicz, Szymon Czacki, Agnieszka Matysiak, Maria Maj, Aleksander Janiszewski u.a.
Die Filmkritik von Nadine Schindler entstand im 2. deutsch-polnischen Programm „Über Filme schreiben ist über die Welt schreiben“ für junge Journalisten und Filmkritiker.
Weitere Beiträge:
– Die Kritik „Nicht anfassen, sonst geht die Welt unter“ von Nadine Schrader zu „Kleine Dellen“ von Aleksandra Gowin und Ireneusz Grzyb
– Die Review „Wie ein Wunder“ von Natalie Junghof zu „In meinem Kopf ein Universum“ von Maciej Pieprzyca
– Die Kritik „Wir sind da – polnische Juden in Polen“ von Itamar Gov zu „We Are Here“ von Francine Zuckerman
– Die Review „Ohne Kompromisse“ von Mathias Puddig zu „Hardkor Disko“ von Krzysztof Skonieczny
– Die Filmkritik „Le Corbusier lässt grüßen„ zu „Superjednostka“ von Tereza Czepiec
– Die Doppelkritik „Realität und Fiktion“ von Lena Hauschild zu „Warschau 44“ & „Warschauer Aufstand“ von Regisseru Jan Komasa, der das Thema in einem Spiel- und einem Dokumentarfilm verarbeitete
– Die Kritik „Kampf um Anerkennung und Liebe“ von Katharina Retzlaff zu „Domino Effekt“ von Elwira Niewiera & Piotr Rosołowski