„Leviathan“ von Andrey Zvyagintsev


"Leviathan" von Regisseur Andrey Zvyagintsev eröffnet Around The World in 14 Films im Babylon:Mitte. © Non-Stop Production

„Leviathan“ von Regisseur Andrey Zvyagintsev eröffnet Around The World in 14 Films im Babylon:Mitte. © Non-Stop Production

Der übermächtige Staat

Sein ganzes Leben verbrachte Kolja als Mechaniker in einer russischen Hafenstadt am Barentssee. Als ein korrupter Bürgermeister sein Land konfiszieren will, um seinen eigenen Besitz darauf zu errichten, ist Koljas Zukunft plötzlich von einer bevorstehenden Zwangsräumung bedroht. Er, seine zweite Frau Lilja und sein Sohn Romka haben keinen anderen Ort, an den sie gehen könnten. In einem letzten verzweifelten Versuch, seinen Grund und Boden zu retten, überredet der Mechaniker seinen Freund Dimitri, einen aus Moskau stammenden Anwalt, mit in sein Haus zu ziehen. Auf diese Weise soll er ihm helfen, gegen die Gier des Bürgermeisters zu kämpfen. Dimitri verfolgt allerdings einen ganz eigenen Plan.

Mit seinem neuen Film kehrt Andrey Zvyagintsev nach Frankreich zurück, um sich auch für sein drittes Werk wieder einen Preis abzuholen. Nach dem Goldenen Löwen 2003 für sein Erstlingswerk „The Return“ und dem Spezialpreis der Jury in Cannes 2011 für „Elena“ gewinnt seine dritte Regiearbeit Leviathan in diesem Jahr den Preis für das Beste Drehbuch. Eine bittersüße Anerkennung für einen Film, der als Gewinner der Goldenen Palme in diesem Jahr gehandelt wurde. Dessen Gewinnchancen aber vermeintlich durch den Widerstand der derzeitigen Kremlverwaltung zunichte gemacht wurden. Die Polemik des Russischen Kulturministers, Wladimir Medinski, der übrigens 35 % des Filmbudgets beisteuerte: „Alle Blumen dürfen wachsen. Wir gießen aber nur die, die wir mögen.”, führte nämlich leider dazu, dass die breite Kritikermasse den Film Leviathan allein als einen politischen Film verstand und sich ausschließlich auf dessen angebliches Anti-Putin Manifest konzentrierte. Doch „Leviathan“ einzig als politischen Film zu fassen, würde dem in Zvyagintsevs Fabel verborgenen und sehr viel reicherem Subtext einfach nicht gerecht.

Auf wen oder was also weist das Monster im Titel Zvyagintsevs hin? Der Antworten gibt es vermutlich zwei: Auf der einen Seite kämpft Kolja gegen eine Art Hobbes’sches Tier. In seiner gleichnamigen Schrift erklärt Hobbes, wie Menschen ihre Freiheit gegen die Sicherheit eintauschten und sich einem monsterähnlichen Staat unterwürfen, einem „Leviathan”, der dazu diente, „den Krieg aller gegen alle” zu verhindern. In gleicher Weise gibt auch Kolja seine Macht an diejenigen ab, die ihm garantieren, dass sein Leben und das seiner Familie unberührt blieben.

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