„Lucky Strikes Back“ von André Kirchner (Juli 14)
An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.
Berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach „Einfach“ von Markus Wende (April), „Wendehammer“ von Franziska Margarete Hoenisch im Mai und „Reise in die neue Wohnung“ von Lukas Laier & Moritz Vetter im Juni, stellen wir euch im Juli „Lucky Strikes Back“ von André Kirchner vor. Viel Vergnügen mit dem Kurzfilm und unserem Filmemacher-Interview.
Worum geht es in deinem Film?
André Kirchner: In dem kurzen Animationsfilm „Lucky Strikes Back“ hat ein verrückter Kerl Mitte 40 – der noch bei seiner Mutter wohnt – nichts Besseres zu tun, als Zigaretten mit Sprengstoff und Zeitzünder zu versehen. Seine Opfer sind ahnungslose Jugendliche. Im Subtext schwingt mit: Rauchen ist tödlich und zwar sofort.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Der Film ist im Rahmen meines Studiums an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main entstanden. Initiator war der der Leo-Club Sophie von La Roche, welcher an die Hochschule herangetreten ist, mit der Idee die Studierenden Filme zum Thema ‚Anti-Rauchen‘ drehen zu lassen. So entstanden zehn Kurzfilme, die auf mehr oder weniger subtile Weise mit dem Rauchen abrechnen und vor allem Jugendliche ansprechen.
In meinem Beitrag wollte ich Übertreiben. Die Aufschrift auf Zigarettenpackungen ‚Rauchen ist tödlich‘ nahm ich zum Grundstein und wollte den Prozess des Dahinraffens radikal verkürzen. Da kam die Idee zu den Zeitbomben-Zigaretten wie ein Geistesblitz – den Rauchern bleibt nach dem Anzünden des ‚Sargnagels‘ eine Restlebensdauer von 5 Sekunden. Bei minimalem Budget konnte ich Realfilm von Vorhinein ausschließen. Leider bin ich kein Illustrator. Freunde sagten mir meine Storyboards seien besonders … trashig. Egal. Oder gerade gut. Dann wird’s eben ein Trickfilm.
Wie wurde dieser Trickfilm produziert?
Die Animation entstand innerhalb von zwei Monaten unter konstruktivem Druck. In dieser Zeit arbeitete ich noch an einem Kurzspielfilm. Während ich bei dem Realfilm jedes Detail geplant hatte, ließ ich mir im Trickfilm etliche Freiheiten, ging spontaner an die Sache. Es gab ein zwar Drehbuch, allerdings haben sich viele kleine Gags erst während des Zeichnens ergeben. So hängt in Luckys Auto ein Salami-Duftbäumchen und am Ende des Films wird durch den verehrenden Brand Mais zu Popcorn…
Die Zeichnungen und Animationen sind größtenteils in Flash entstanden. Damit sich der Stil vom Animationsprinzip à la „South Park“ abhebt, habe ich einige Einzelbildsequenzen und Partikeleffekte beigemischt. Die Vertonung hat sehr großen Spaß gemacht. Die Stimmen sollten bewusst klischeehaft klingen: Da gibt es die naive, blonde Lisa oder eben den bösen, verruchten Lucky. Dank File-Sharing und Videotelefonie, konnte ich die Sprachregie entspannt von meinem Wohnzimmer nach Leipzig dirigieren.