„Messi – Der Film“ von Alex de la Iglesia


Lionel Messi ist der Held von unzähligen Fußballfans und steht im Zentrum von Alex de la Iglesias Doku "Messi - Der Film", der 11mm eröffnete. © Mauricio Spano

Lionel Messi ist der Held von unzähligen Fußballfans und steht im Zentrum von Alex de la Iglesias Doku „Messi – Der Film“, der 11mm eröffnete. © Mauricio Spano

„Er kann alles“

Der spanische Regisseur Alex de la Iglesia widmet dem weltweit gefeierten argentinischen Fußballspieler und FC Barcelona-Stürmer Lionel „Leo“ Messi eine kurzweilige, unkonventionelle Dokumentation.

Jugendfreunde, Lehrer, ehemalige Mitspieler und aktuelle Teamkollegen sowie Fußballexperten finden sich in einem Restaurant in Spanien ein, um über die Hauptfigur Messi zu sprechen. Sie sitzen in Gruppen an verschiedenen Tischen zusammen und berichten aus unterschiedlichen zeitlichen und persönlichen Perspektiven über ihre Erinnerungen an den heutigen Weltstar. Aus ihren Erzählungen erfährt der Zuschauer von seinen familiären Verhältnissen, seinen schwachen schulischen Leistungen und seiner Wachstumsstörung, die er mit einer teuren Hormontherapie bekämpfen musste. Wie er bereits als Fünfjähriger ein kleiner Wirbelwind auf dem Spielfeld war und mit Hilfe seines Vaters den Traum, beim FC Barcelona zu spielen, erkämpfte.

Neben diesen Tischgesprächen zeigt die Doku Messi in orginalen Filmaufnahmen aus dem Familienarchiv, die de la Iglesia mit fiktiven, nachgespielten Szenen vervollständigt. Auf diese Weise lernt der Zuschauer Rosario kennen, die Stadt, in der „Leo“ aufgewachsen ist und die er mit 13 für Barcelona verließ. Dort lebte auch seine Großmutter, zu der er angeblich ein enges Verhältnis hatte. Messis Eltern und insbesondere sein Vater, dargestellt von Juan Pablo Garaventa, sind als verständnisvoll und aufopfernd gezeichnet und kommen nur in der fiktiven Rekonstruktion vor. Mehrheitlich nachgespielt ist auch die Entwicklung Messis zum Stammspieler des Fußballclubs von Barcelona. Lange Verhandlungen mussten stattfinden, bis sich die Verantwortlichen darauf einließen, Messis Hormontherapie zu finanzieren und schließlich die Weichen für die Heranbildung des Fußball-Phänomens zu stellen.

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Im Restaurant, das als Hauptdrehort der Dokumentation fungiert, finden angeregte Diskussionen darüber statt, was Messi als Profi überhaupt ausmache. Teamkollegen aus Barcelona wie Andrés Iniesta, Javier Mascherano oder Gerard Piqué tun sich in einer Beschreibung eher schwer. Messi sei schnell, halte den Ball immer ganz nah am Fuß und setzt sich durch. Das ist der Tenor auch bei den anderen Gästen. Er könne eben alles, er sei ein Ball-Genie, das und ähnliche Aussagen sind die Superlative, die an allen Tischen vorkommen. Negative oder zumindest abwägende Stimmen sind rar. Dass Messi ein schlechter Verlierer sei und dies schon als Kind beim Videospiel war, scheint nicht wesentlich schwer zu wiegen. Insgesamt wirkt es so, als trauten sich die Anwesenden nicht, Näheres über den Fußballer zu erzählen, als seien sie bemüht, das Bild des Superstars aufrecht zu erhalten.

Es könnte aber auch sein, dass es viel mehr nicht zu erfahren gibt. Darauf zielt zumindest die Bemerkung eines Journalisten, der meinte, noch selten so einen langweiligen Interviewpartner wie Messi gehabt zu haben. Gleichzeitig bekommt der Zuschauer das Gefühl, dass Lionel abgesehen vom Fußball ein eher introvertiertes Leben führt, das sicherliche Raum für Spekulationen lässt. So glauben die Anwesenden beispielsweise von einer intensiven Bindung Messis zu seiner mittlerweile verstorbenen Großmutter zu wissen, der er regelmäßig seine Siege widmet – nach einem Tor zeigt er vielfach „gerührt“ in den Himmel.

Als die Rede auf den Vergleich Messis mit Maradona kommt, heizt sich die Diskussion ein letztes Mal auf. Der „kleine Maradona“, wie Messi auch genannt wird, steht für die einen ohne Zweifel neben der ehemaligen Fußballikone auf gleicher Stufe, für die anderen, glaubt der Zuschauer zu bemerken, grenzt der Vergleich an sich an ein Sakrileg. Maradona kommt selbst im Film zu Wort und drückt seine Zuneigung für seinen unbestrittenen Nachfolger aus. Diese Gegenüberstellung ist der amüsanteste Teil des Filmes. Bei diesem Thema wallt das Blut der anwesenden Argentinier und Spanier auf, bis jemand abschließend zu bedenken gibt: „Man sollte nicht vergleichen, nur genießen.“

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