„La ciénaga“ von Lucrecia Martel


Szene aus "La Ciénaga" ("The Swamp") von Lucrecia Martel. © Promo/KHW

Szene aus „La Ciénaga“ („The Swamp“) von Lucrecia Martel. © Promo/KHW

Morast unter den Füßen

La ciénaga“ von Lucrecia Martel gilt als eines der Schlüsselwerke für die Entwicklung und den internationalen Erfolg des neuen argentinischen Films der letzten etwa 20 Jahre. Bei seinem Erscheinen 2001 nahm das Werk, das durch einen konsequenten künstlerischen Entwurf überzeugt, Kritiker und Publikum für sich ein, indem es sich vehement den bis dahin üblichen ästhetischen Kategorien widersetzte.

Bei hochsommerlicher Hitze sitzt eine kleine Runde mittelalterlicher und älterer Gäste schwitzend am Rand eines Schwimmbeckens in Liegestühlen und schlürft Cocktails, die Unterhaltung ist längst abgestorben. Als die Hausherrin Mecha angetrunken in Scherben fällt, sind die Gäste, vom Alkohol wie gelähmt, unfähig zu reagieren. Es entsteht eine kurze Hektik, als die Kinder und das Dienstmädchen der Verletzten zu Hilfe eilen. Das Eingangsbild ist repräsentativ für die weitere Handlung.

Im Vordergrund stehen zwei mit einander verwandte Familien. Mecha (Garciela Borges) und Tati (Mercedes Morán) sind Cousinen, die ihre, offenbar reichlich vorhandene, freie Zeit vielfach gemeinsam mit ihren Kindern verbringen. Sie schmieden Pläne, nach Bolivien zu reisen, um dort günstig Schulbedarf einzukaufen.

Der Plan stößt auf den Widerstand des vernünftigen, strebsamen Mannes (Daniel Valenzuela) von Tati, der die Verbindung der beiden Frauen an sich misstrauisch sieht. Die Bolivienreise weiß er zu vereiteln, indem er die Einkäufe selbst besorgt, bedingt durch Mechas Phlegmatik wäre es wohl ohnehin nicht dazu gekommen. Genauso wie ihr Mann (Martin Adjemián) und ihre Kinder verbringt Mecha einen Großteil des Tages im Bett. Die einzige Abwechslung ist der Streit mit ihren beiden Dienstmädchen, der einen wirft sie vor, Handtücher zu stehlen, der anderen ihre Unfähigkeit, ans ständig klingelnde Telefon zu gehen.

Die Handlung spielt in einer Kleinstadt im Nordenwesten Argentiniens, die subtropische Landschaft geht steil in die Anhöhen der Anden über. In diesem Gebiet lebt eine größere indianische Minderheit, die bei der kreolischen Bevölkerungsmehrheit als Dienstpersonal beschäftigt ist.

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