„Schändung – Die Fasanentöter“ von Mikkel Nørgaard


Von Menschen und Tieren - Carl Mørck (Nikolai Lie Kaas). © NFP Christian Geisnaes

Von Menschen und Tieren – Carl Mørck (Nikolai Lie Kaas). © NFP Christian Geisnaes

Schändung“ ist ein schnell inszenierter Thriller, bei dem es bis zum Schluss spannend bleibt. Als alles ausweglos erscheint, wendet sich die Situation nochmals und findet ein explosives – vielleicht übertriebenes – Ende. Die Täterschaft der zwei Herrensöhnchen ist für den Zuschauer sehr früh klar, er hat den Film hindurch Zeit, eine tiefe Abneigung gegen sie zu entwickeln und fiebert ihrer Überführung entgegen.

Die Erzählform des Films ist weitgehend linear, wenn auch an verschiedenen Stellen mit Rückblenden versehen, die die Geschehnisse vor 20 Jahren illustrieren. Der Film ist von dunklen Farben, vorwiegend Brauntönen, dominiert, da die Handlung meistens in der Dämmerung oder nachts stattfindet.

Zur düsteren Stimmung passt das stets verzogene, leidende Gesicht von Carl Mørck. Nikolai Lie Kaas mimt den ständig schlecht gelaunten Kettenraucher mit harter Schale, aber weichem Kern zum zweiten Mal in glaubhafter Weise. Kaas ist ein wandelbarer Schauspieler, man denke an die Darstellung des duldsamen Küchengehilfen in „In China essen sie Hunde“ und „Alte Männer in neuen Wagen – In China essen sie Hunde 2“ oder andererseits an „Das Genie und der Wahnsinn„, in dem er meisterhaft den arroganten Filmregisseur gibt. Der Däne ist längst über die eigenen Landesgrenzen hinaus ein anerkannter Darsteller und spielt in internationalen Produktionen mit wie 2010 in „Whistleblower – In gefährlicher Mission“ oder im neuen Thriller von Daniel Espinosa „Child 44„, in dem auch sein Partner Fares Fares vorkommt.

Gewaltorgie in "Schändung". © NFP Christian Geisnaes

Gewaltorgie in „Schändung“. © NFP Christian Geisnaes

Fares stammt aus Beirut und hat seine Karriere in Schweden im komischen Fach begonnen, für die Rolle des Assad musste er Dänisch lernen. In „Schändung“ bildet er den ruhigen, besonnenen Gegenpol zu seinem Chef. Er ist es, der die nervenaufreibende, ernste Geschichte mit seiner charmanten Art und seiner Neigung, die Gesprächspartner in leicht naive Dialoge zu verwickeln, auflockert. Auch andere Szenen haben einen humorvollen Charakter, doch sind sie sehr kurz. Zum Beispiel fordert Carl seine Mitarbeiter auf, die vermisste Person zu suchen. Assad fragt: „Und wenn sie schon tot ist?“, Rose fügt hinzu: „Oder vielleicht verheiratet?“, da antwortet Carl wie aus dem Kanonenrohr geschossen: „Ist da ein Unterschied?“. Eine zweite Szene spielt sich in einem Café ab. Rose ruft Carl auf dem Mobiltelefon an und fordert ihn auf, den Lautsprecher einzuschalten, damit auch Assad mithören kann. Carl fummelt eine halbe Minute ungeschickt am Telefon herum, ignoriert Assads Versuch, ihm zu helfen und antwortet schließlich ablenkend: „Das geht jetzt nicht“.

Insgesamt ist „Schändung“ ein in sich schlüssiger Kriminalfilm. Er wurde von deutschen Geldgebern mitproduziert und zum großen Teil in Hamburg und Schleswig-Holstein gedreht. Er steht vergleichbaren Hollywoodproduktionen in keiner Weise nach.

Teresa Vena

Schändung – Die Fasanentöter„, Regie: Mikkel Nørgaard, DarstellerInnen: Nikolai Lie Kaas, Fares Fares, Pilou Asbaek, David Dencik, Danica Curcic, Johanne Louise Schmidt u.a., Kinostart: 15. Januar 2015

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