„Slow West“ von John Maclean
Trotzdem ist keine Eile geboten. „Slow West“ verzichtet auf reißerische Verfolgungsjagden, schnelle Schnitte und dynamisch geskriptete Dialoge. Die langsame Welt jenseits des Mississippi Rivers mag durch ihre Imposanz und Weite bestechen, die Kommunikation ihrer handelnden Akteure ist hingegen begrenzt, pragmatisch und vor allem zielorientiert. Träume und Erinnerungen sind nur unter dem klaren Sternenhimmel erlaubt. Ein alter Mann erzählt am Lagerfeuer eine Parabel über das Töten als Konsequenz von Willkür und Zufall. Seinen Zuhörern gefällt die Geschichte. Gelernt hat niemand etwas.
Entsprechend vorhersehbar erscheint der minutenlange Showdown, mit dem „Slow West“ sich schlussendlich und offenbar absichtlich ins Genre des klassischen Westerns einfügt. Mit einem markanten Unterschied: Die bis dato zelebrierte Langsamkeit macht auch vor dem Kugelhagel nicht Halt. Der Tod, so alltäglich er in diesem Land auch sein mag, gewinnt in seiner zeitlichen Entzerrung wieder an Bedeutung. „There’s more to life than just survival“, sagt Jay auf der Mitte des Films zu Silas. Wer am Ende noch übrig ist, hat für dieses Leben alle Zeit der Welt.
Alina Impe
„Slow West„, Regisseur: John Maclean, DarstellerInnen: Kodi Smit-McPhee, Michael Fassbender, Ben Mendelsohn, Caren Pistorius, Rory McCann, Kinostart: 30. Juli 2015
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