Delicatessen – Das Berliner Tischgespräch zur Wahl 2011


Frank Zimmermann (SPD) lauscht den Ausführungen von Regisseur David Wnendt.

Zimmermann: Im Grunde sind wir uns in der SPD einig, dass wir mehr Mittel für Film und vor allem auch Filmfestivals zur Verfügung stellen würden. Das Medienboard bekommt in den nächsten Jahren mehr Geld. Das sind aber nur 500.000 Euro, vielleicht 700.000. Wir wollen durchaus in die Förderkriterien des Medienboard eingreifen. Wir wollen nicht immer nur alles in Filmproduktion oder Standortentwicklung gesteckt wissen, sondern möchten die gesamte Filmwirtschaft betrachten. Dazu gehören die Kinos selber, wo Säle digitalisiert werden müssen, was das Medienboard nun auch fördert. Dazu gehören aber auch Festivals! Die spielen für die Außenwirkung eine ganz große Rolle. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Jüdische Filmfestival, was wir wegen seines künstlerischen Anspruchs und seiner Qualität erhalten wollen. Vielleicht finden sich auch andere Wege, wie die Bereitstellung von Räumen.

Wnendt: Bei all der Konkurrenz ist das schon eine Hilfe, Ladenräume, aber auch günstige Wohnräume, zu stellen. Das ist unheimlich wichtig und ein Motor. Momentan ist das noch möglich, aber Neukölln zeigt, dass die Ressourcen knapper werden. Es wäre sicher interessant, wenn man auf den Liegenschaftsfond einwirken könnte.

Ströver: Eine Frage des Facillity Managments, wo wir unbedingt die Wohnungsgesellschaften einbeziehen müssen. Öffentlich bereitgestellte Flächen zu niedrigen Mieten erfordern ein Konzept. Das gilt es mit Stadtentwicklungsverwaltung, Wirtschaftsverwaltung, Bauverwaltung, Bürgermeister & Co. zu entwickeln.

Zimmermann: Wir wären viel weiter, wenn die Zuständigkeit von Medien und Film in einer Hand läge. Das ist aber unheimlich schwierig, da Finanzen und Wirtschaftsverwaltung mit Ansprüchen kommen, wo Kultur auch ist. Eifersüchteleien zwischen ganz verschiedenen Akteuren.

Frank Zimmermann (SPD) und Clemens Stolzenberg (Down Under Berlin).

Stolzenberg: Das ist auch das Feedback, das wir von den Festivalmachern erhalten. Es herrscht eine unheimliche Frustration darüber, dass die für die Förderung von Filmfestivals zuständigen Ansprechpartner für jemanden, der nicht ins politische Geschehen involviert ist, nur schwer zu identifizieren und bisweilen gar nicht zu erreichen sind. Genau an diesen kleinen Schrauben muss gedreht werden.

Zimmermann: Wie war das bei Ihrem Festival?

Stolzenberg: Mit Down Under Belin sind wir nicht zu dem für die Förderung von Filmfestivals zuständigen Ansprechpartner beim Medienboard durchgedrungen und unsere per Email gestellte Anfrage wurde mit der Begründung abgelehnt, wir wären zu klein, um eine Förderung zu erhalten. An dieser Stelle hätte ich mir persönlich gewünscht, dass das Medienboard detaillierter Auskunft darüber erteilt, welche Parameter erfüllt werden müssen, um als förderungswürdig zu gelten. Einige Filmfestivals hatten in der letzten Zeit massive Finanzierungsprobleme. Das Jüdische Filmfestival konnte durch politischen Willen gestärkt werden, aber mit den Asian Hot Shots kämpft gerade eine weiteres, wichtiges Festival mit einer gewissen Außenwirkung ums Überleben. Diese Schwierigkeiten – den zähflüssigen Informationsfluss zwischen den verschiedenen Akteuren – zu mindern, ist eine zukünftige Aufgabe von Festiwelt. Hier können wir als Ansprechpartner – auch für die Politik – auftreten, z.B. indem wir einen Überblick über die Vielfalt der Berliner Filmfestivals geben und genau erklären können, was das Besondere und Einzigartige der einzelnen Festivals ausmacht.

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