Festivalbericht: British Shorts 2012

Festivalbericht 2012: Kurzweilig – kurzatmig - Kurzfilm



Nachdem alternativ die Jury den Preis für Daniel Mulloy mit nach Hause nehmen darf und die Filme vom HBC-Screening noch einmal wiederholt werden, läuft auch der Berlin Pop Choir  zu Höchstform auf und begeistert – ebenso beengt stehend auf besagtem Perserteppich – die verbliebenen Zuschauer beispielsweise mit traumhaften Neuinterpretationen von Iggy Pops  The Passenger und Rent von den Pet Shop Boys. Wer als Gast oder auch als Veranstalter bisher jeden Tag vor Ort war, spürt an dieser Stelle zum ersten Mal eine Art Runterkommen und das Nachlassen der Anspannung, denn die schönen Harmonien und die entspannte Atmosphäre wirken an diesem Abend – in positiver Hinsicht – wie Valium für den erschöpften Kinogänger, auch wenn noch ein letzter Event bevorsteht.  Denn am Montag, dem letzten Veranstaltungstag von British Shorts, wurden nach nur 48 Stunden die Ergebnisse des Workshops präsentiert. In heimeliger Atmosphäre liefen während des Screenings mehr als zehn Beiträge über die Leinwand und bei einigen kam es einem fast schon unmöglich vor, so etwas innerhalb von zwei Tagen zu fabrizieren.

Während Vanessa Diehl beispielsweise in „Trolley Bag Race“ ihre Aufnahmen von vorbeirollenden Reisekoffern am Berliner Hauptbahnhof kurzerhand in ein spannendes Rennen inklusive Sportkommentator verwandelte, besuchten Bettina Rehmann und Axel Ehrlicher in der Zwischenzeit einen BVG-Fährenmann („Dann bleib ich halt in Berlin„), der früher mal Karriere auf hoher See machen wollte, nun aber leider den ganzen Tag zwischen zwei Haltestellen hin- und herdümpelt. Für blankes Entsetzen und amüsiertes Erstaunen sorgte aber der Beitrag „Duftendes Neukölln“ von Björn Hochschild und Julia Krämer über einen Berliner, der engagiert Hundekot einsammelt, zum Trocknen auf die Heizung legt und für die Bepflanzung seiner Wohngegend wiederverwertet, was die Zuschauer natürlich in die Mockumentary-Falle tappen ließ – dabei wirkte doch alles so echt! Wenn also nicht nur die Wettbewerbsbeiträge, sondern auch die Zuschauer selbst mit so viel Kreativität und Ideenreichtum das British Shorts Festival bevölkern, dann lohnt es sich definitiv, im nächsten Jahr wiederzukommen – hoffentlich mit einem längeren Atem im Gepäck.
Alina Impe

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