Berlinale 2013: Internationale Jury steht fest


Berlinale Palast, Foto: Martin Daßinnies

Berlinale Palast, Foto: Martin Daßinnies

Unter dem Vorsitz von Regisseur Wong Kar Wai entscheidet die Internationale Jury bei der 63. Berlinale über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären im Wettbewerb. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Susanne Bier, Andreas Dresen, Ellen Kuras, Shirin Neshat, Tim Robbins und Athina Rachel Tsangari.

Sie entscheiden über die Werke dieser Regisseure…

Bevor sie sich vollends ihrer Liebe zum Film hingab, studierte die dänische Regisseurin Susanne Bier Architektur und Kunst. Im dritten Studiengang entschied sie sich für Filmregie und konnte mit ihrem Erstlingswerk „De saliges ø“ (1987) den Preis des Festivals für Internationale Filmhochschulen in München gewinnen. 1999 gelang ihr der internationale Durchbruch mit „Der einzig Richtige„. Danach wagte Bier einen radikalen Schnitt und wandte sich der Dogma95-Filmbewegung zu, unter deren Prämisse sie „Für immer und ewig“ (2002) und das in Sundance ausgezeichnete Drama „Brothers – Unter Brüdern“ (2004) verwirklichte. Susanne Bier stellt gerade das Drama „Serena“ mit Jennifer Lawrence und Bradley Cooper fertig.

Andreas Dresen ist einer der herausragenden Regisseure Deutschlands. Seine Filme bewegen sich häufig zwischen Improvisation und (Halb-)Dokumentarischem, immer ganz nah an der deutschen Seelenlandschaft. Stets komisch und gleichsam tragisch inszeniert Dresen oft das Alltägliche in seiner profanen Schönheit und seiner bitteren Wahrheit. Den internationalen Durchbruch erlangte er 2002 mit „Halbe Treppe„, der auf der Berlinale den Silbernen Bären erhielt. In seiner nunmehr über 20-jährigen Karriere gewann er zahlreiche Preise; viele davon für seinen bisher erfolgreichsten Film „Halt auf freier Strecke“ (2011), unter ihnen auch der Preis der Sektion Un Certain Regard der Internationalen Filmfestspiele in Cannes. Bei der Berlinale ist Dresen schon seit 1999 Stammgast. Nach „Nachtgestalten“ waren auch „Halbe Treppe„, „Herr Wichmann von der CDU„, „Willenbrock“ und „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ im Programm.

Die amerikanische Regisseurin und Kamerafrau Ellen Kuras hat mit ihrem außergewöhnlichen Stil und gewagtem Einsatz von Bildformaten und -kompositionen die zeitgenössische Filmästhetik geprägt wie keine andere. Sie ist eine der wenigen Kamerafrauen, die regelmäßig große Hollywoodproduktionen drehen. Unter anderem arbeitete sie mit Martin Scorsese, Michel Gondry, Spike Lee und Jonathan Demme. Neben Spielfilmen dreht sie auch Dokumentar- und Werbefilme sowie Musikfilme. Bekannt wurde Kuras durch ihre Aufsehen erregende Kameraarbeit in „Swoon“ (1992), für die sie die erste ihrer drei Sundance-Auszeichnungen für die beste Kamera erhielt. Ihr visueller Stil hat Filme wie „Vergiß mein nicht“ (2004), „Blow“ (2001) und „Summer of Sam“ (1999) entscheidend geprägt.

Zwischen Tradition und Moderne pendeln die Werke der iranischen Künstlerin und Regisseurin Shirin Neshat. In ihrer Arbeit thematisiert sie insbesondere die schwierige Stellung von Frauen in der muslimischen Gesellschaft. Geboren wurde Neshat im Iran. Als junge Frau verließ sie zu Beginn der iranischen Revolution das Land und studierte in den USA. Dort begann sie ihr künstlerisches Schaffen erst als Fotografin und wechselte später zur Film- und Videokunst. Im Jahr 1999 gewann ihre Kurzfilminstallation Turbulent den Internationalen Preis der Biennale von Venedig. Ihr erster Kinofilm „Women without Men“ wurde zehn Jahre später mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet. Im Augenblick arbeitet Neshat an ihrem zweiten Langfilm – einem Portrait über die ägyptische Sängerin Umm Kulthum.

Tim Robbins (USA) spielte in Filmen wie „Die Verurteilten„, „Mystic River„, „The Player„, „Short Cuts„, „Hudsucker – Der große Sprung“ und „Das geheime Leben der Worte„. Er wurde mit einem Oscar, dem Preis für den Besten Darsteller beim Cannes Film Festival und dem Humanitas-Preis geehrt. Darüber hinaus wurde er beim Tokyo International Film Festival mit dem Bronze Prize für sein Regiedebüt „Bob Roberts“ ausgezeichnet und gewann beim Sitges Film Festival in Spanien die Preise für die Beste Regie und den Besten Film für „Das schwankende Schiff„. Bei der Berlinale erhielt er vier Preise für seine Regiearbeit „Dead Man Walking – Sein letzter Gang„. Zuletzt wurde Tim Robbins von der Republik Frankreich zum Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.

Das neue griechische Kino würde ohne die Produzentin und Regisseurin Athina Rachel Tsangari nicht existieren. Die Griechin studierte in den USA Performance Studies an der NYU und Regie an der University of Texas in Austin. Ihre erste Regiearbeit Fit (1994) wurde für den Studentenoscar nominiert. Nach ihrem erfolgreichen Langfilmdebüt „The Slow Business of Going“ (2000) kehrte sie in ihre Heimat zurück, gründete mit den Filmemachern Matt Johnson und Maria Hatzakou die Produktionsfirma Haos Film und begann eine Kollaboration mit Regisseur Yorgos Lanthimos. Ihre Filme bilden den Kanon des neuen griechischen Kinos: Tsangari produzierte Lanthimos’ „Kinetta“ (2005), den Oscar nominierten „Dogtooth“ (2009, als associate producer) und „Alpen“ (2011). Ihre zweite Regiearbeit „Attenberg“ (2010) wurde zweifach in Venedig ausgezeichnet. Zurzeit arbeitet Tsangari an der Sci-Fi-Komödie „Duncharon„.

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